Nach sechs gewinnträchtigen Jahren droht die Airline wieder in die Verlustzone zu fliegen. Als Grund nennt Austrian Airlines die «Billigflieger-Schwemme» am Flughafen Wien.
Bis zu 800 Stellen weniger
Das Unternehmen will die internen Kosten über Effizienz- und Produktivitätsverbesserungen ab 2021 um 90 Millionen Euro pro Jahr senken. Rund 700 bis 800 Stellen sind voraussichtlich vom Programm «PE20» betroffen. Ein Grossteil davon soll über natürliche Fluktuation abgefedert werden. Langfristig bleibt es das Ziel der Airline, die Flotte zu modernisieren und dann wieder auf Wachstumskurs zu schwenken.
Austrian Airlines CEO Alexis von Hoensbroech: «Wir müssen uns neu aufstellen, um im brutalen Wettbewerb gegen die Billig-Flieger zu bestehen. Die Massnahmen sind zum Teil schmerzhaft, weil sie uns Substanz nehmen, die wir in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut haben. Sie sind aber gleichzeitig notwendig, um die Zukunft von Austrian Airlines als führende Fluggesellschaft in Österreich zu sichern.»
«Am Markt Wien keinen Millimeter zurückweichen»
Marktseitig will Austrian Airlines den Billigfliegern jedenfalls Paroli bieten. Über das Strategieprogramm #DriveTo25 plant die Airline ihre Flottenstärke in Wien zu bündeln, indem sie alle in Österreich verfügbaren Flugzeuge in der Hauptstadt stationiert, wo der Preiskampf tobt. Schützenhilfe kommt dabei vom Konzern: Deutschland-Flüge aus den Bundesländerflughäfen werden sukzessive von Lufthansa geflogen. Schon im Dezember wird die Strecke Salzburg-Frankfurt von «OS» auf «LH-Flugnummern» umgeklappt und damit Flugzeuge freigespielt. Die dezentralen Crewbasen in den Bundesländern werden geschlossen. Betroffene Mitarbeiter erhalten Wechselangebote nach Wien.
Zur Verteidigung des Standorts Wien baut Austrian Airlines gleichzeitig ihre Flotte um: 18 kleine Turboprops sollen gegen zehn grössere Mittelstrecken-Jets des Typs Airbus A320 ausgetauscht und damit erhebliche Produktivitätsverbesserungen gehoben werden. Schon im November geht der erste der zusätzlichen A320 an den Start. «Durch den Tausch der Flugzeuge und der engeren Zusammenarbeit mit unserer Konzernschwester Eurowings bündeln wir in Wien unsere Flottenstärke», sagt CCO Andreas Otto an, «wir weichen keinen Millimeter zurück und halten an unserer Premium-Strategie fest.»
Austrian Airlines schlagkräftiger aufstellen
Austrian Airlines plant schliesslich auch Verbesserungen in den Unternehmensabläufen durch Automatisierung, Digitalisierung, Zentralisierung und Kürzungen bei den Sachaufwendungen. In den kommenden zwei Jahren sollen über Produktivitäts- und Prozesseffizienzmaßnahmen 90 Mio. Euro eingespart werden.
In diesem Zusammenhang hofft CFO Wolfgang Jani, die Sozialpartner und die heimische Politik als Verbündete zu gewinnen. «Es müssen bei uns hochqualifizierte Arbeitsplätze wegfallen, weil über die Billigflieger deutlich schlechtere Lohn- und Sozialstandards geboten werden. Fairer Wettbewerb ist ok, aber bitte ohne Sozial-Fouls», sagt Jani.
Strategie bleibt aufrecht: Investitionsfähigkeit erlangen, Flotte modernisieren
Das im Januar angekündigte Strategieprogramm #DriveTo25 behält nach Angaben von Austrian Airlines seine Gültigkeit. Dabei geht es kurz gefasst um das Erreichen der Investitionsfähigkeit und die Erneuerung der für den Standort Wien so wichtigen Langstrecke.
«Unsere langfristige Strategie bleibt gültig: Wir wollen Austrian Airlines modernisieren, profitabel und investitionsfähig machen», sagte CEO Alexis von Hoensbroech an der heutigen Pressekonferenz. «Investitionsfähig heisst, dass das Unternehmen die notwendigen Investitionen selbst tragen kann.»