BepiColombo ist ein Gemeinschaftsvorhaben der ESA und der japanischen Raumfahrtagentur JAXA. Es ist ausserdem Europas erste Mission zum Merkur, dem kleinsten und am wenigsten erforschten Planeten des inneren Sonnensystems, und die erste Mission, für die zwei Sonden auf den Weg gebracht werden, die zeitgleich einander ergänzende Messungen des Planeten und seiner dynamischen Umgebung vornehmen werden.

Komplexeste interplanetare Mission

«BepiColombo ist eine der komplexesten interplanetaren Missionen, die wie je in Angriff genommen haben», sagt der Flugdirektor der ESA für BepiColombo, Andrea Accomazzo. «Eine der grössten Herausforderungen ist die gewaltige Schwerkraft der Sonne, wegen der es schwierig ist, ein Raumfahrzeug in eine stabile Umlaufbahn um den Merkur einzubringen. Wir müssen ununterbrochen bremsen, um einen kontrollierten Fall in Richtung Sonne zu gewährleisten. Die Ionentriebwerke liefern den über lange Zeiträume während der Flugphase benötigten niedrigen Schub.»
 
Einige Monate vor der Ankunft am Merkur wird das Transfermodul abgetrennt, und die beiden Forschungssonden werden – nach wie vor miteinander verbunden – weiterfliegen, bis sie vom Schwerefeld des Merkur erfasst werden. Ihre Flughöhe wird mithilfe der Triebwerke des MPO verändert, bis die gewünschte elliptische polare Umlaufbahn des MMO erreicht ist. Anschließend wird sich der MPO abtrennen und unter Nutzung seiner Triebwerke auf seine eigene Umlaufbahn absteigen.
 
Die beiden Orbiter werden gemeinsam Messungen vornehmen, die Aufschluss über den inneren Aufbau des Planeten, die Beschaffenheit seiner Oberfläche und die Entwicklung geologischer Eigenschaften – darunter Eis in den im Schatten liegenden Kratern – sowie die Wechselwirkung zwischen dem Planeten und dem Sonnenwind geben werden.

Auf dem Weg zu den Antworten auf viele Fragen

«Ein einzigartiger Aspekt dieser Mission ist die gleichzeitige Überwachung des Planeten von zwei unterschiedlichen Standorten aus, was wirklich entscheidend zum Verständnis von Prozessen in Verbindung mit den Auswirkungen des Sonnenwinds auf die Oberfläche und die magnetische Umgebung des Merkur beiträgt», erklärt der Projektwissenschaftler der ESA für BepiColombo, Johannes Benkhoff. «BepiColombo wird auf den Enthüllungen der Messenger-Mission der NASA und den von ihr aufgeworfenen Fragen aufbauen, um zum bislang besten Verständnis der Entwicklung des Merkur und des Sonnensystems beizutragen, was wiederum ausschlaggebend dafür sein wird, nachvollziehen zu können, wie in exoplanetaren Systemen in großer Nähe um ihren Stern kreisende Planeten entstehen und sich entwickeln.»