Boeing plant elf neue Forschungsprojekte für unbemannte Flugsysteme (Unmanned Aircraft Systems – UAS) mit Partnern aus der französisch-, italienisch und deutschsprachigen Schweiz. Durch die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen will Boeing das bestehende UAS-Ökosystem in der Schweiz ausbauen und massgebliche Technologien für die Zukunft der kommerziellen und militärischen Luft- und Raumfahrtindustrie entwickeln. «Die Schweiz hat bewiesen, dass sie über die Ressourcen verfügt, um eine führende Rolle in der globalen UAS-Industrie zu übernehmen. Wir freuen uns darauf, unsere Expertise in diesem Bereich einzubringen und gemeinsam mit unseren Schweizer Partnern Innovationen zu fördern», sagte Dr. Michael Haidinger, President, Boeing Deutschland, Schweiz, Zentral- und Osteuropa. Die Forschungsprojekte stehen im Zusammenhang mit der Beschaffung neuer Kampfjets der Schweizer Armee im Rahmen des Projekts Air2030.
Forschungsprojekte mit verschiedenen Themen
Wie der amerikanische Luft- und Raumfahrtkonzern mitteilt, werden Boeing und die Schweizer Partner an verschiedenen UAS-Themen im Rahmen der geplanten Forschungsprojekte zusammenarbeiten. Dazu zählen etwa Forschung und Technologieentwicklung, Rapid Prototyping, Flugtests sowie Regulierungs- und Zertifizierungsprozesse. Zu den in Betracht gezogenen Projekten gehören die Entwicklung von Erkennungs- und Vermeidungstechnologien und Luftverkehrsmanagementsystemen der nächsten Generation, die eine sichere Integration zukünftiger autonomer Fluggeräte in den Luftraum ermöglichen. Boeing prüft ausserdem die Einrichtung einer Testanlage für elektrische Antriebe, eines Exzellenszentrums für additive Fertigung und eines Zentrums für UAS-Tests sowie die Gründung eines Aerial Joint Mobility Council, um Forschungskonsortien zusammenzuführen und Branchenwissen zu teilen.
Wachstumsindustrie UAS
«Das Wachstumspotenzial der UAS-Industrie ist enorm», sagte Alain Garcia, Boeing Director of Fighter Sales für Finnland und die Schweiz. «Laut der Europäischen Kommission hat die Branche allein in Europa einen Wert von 10 Milliarden Euro und wird in den kommenden 20 Jahren 100'000 Menschen beschäftigen. Boeing arbeitet seit mehreren Jahrzehnten mit der Schweiz in den Bereichen Verteidigung und Luft- und Raumfahrt zusammen. Die Kollaborationsmöglichkeiten erstrecken sich damit nun auch auf UAS-Technologien für zivile Anwendungen und die Verteidigung.»
Gespräche mit potenziellen Schweizer Partnern
Derzeit führt Boeing Gespräche mit 10 potenziellen Schweizer Partnern, um die Forschungsarbeit zu unterstützen. Zu den Unternehmen, die bereits eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit unterzeichnet haben, gehören:
- swiss aeropole und WindShape: Entwicklung einer Testanlage für Umgebungstests und Zertifizierung von UAS-Flugsystemen in Payerne, Schweiz.
- Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM): Zusammenarbeit auf dem Gebiet der mikroelektronischen Forschung und Entwicklung für Fachhochschulen in Neuchâtel, Schweiz.
- Swiss Drone Base Camp (SDBC): Zusammenarbeit am UAS Exzellenzzentrum mit dem Swiss Drone Base Camp am Riviera Airport im Tessin, Schweiz.
- Fachhochschule für Technik und Architektur der Südschweiz (SUPSI): Aufbau eines Exzellenzzentrums für additive Fertigung für bemannte und unbemannte Flugzeuge in Lugano, Schweiz.
Unterstützung durch Aurora Swiss Aerospace
Die Partnerschaften werden von Boeings Research & Technology (BR&T) Teams geleitet, die auf autonome und unbemannte Systeme spezialisiert sind. Die Forschung wird zudem von Aurora Swiss Aerospace mit Sitz in Luzern und ihrer Muttergesellschaft Aurora Flight Sciences, einer Tochtergesellschaft von Boeing, unterstützt. Aurora arbeitet mit Kunden in der Schweiz und in ganz Europa in den Bereichen UAS-Forschung und -Entwicklung, Upgrades und Support-Systeme zusammen. Zuletzt arbeitete Aurora mit armasuisse, um das Aurora Centaur OPA-System zu unterstützen, das von armasuisse für die Forschung und den Flugtest von UAS-Systemen erworben wurde. «Seit mehr als sieben Jahren treibt unser Schweizer Team Innovationen in dieser wichtigen und wachsenden Branche voran», sagte Per Beith, Chief Executive Officer von Aurora. «Wir freuen uns auf die Gelegenheit, uns dieser Gruppe von Unternehmen aus der ganzen Schweiz anzuschliessen und dazu beizutragen, die Präsenz des Landes im Bereich der autonomen Luftfahrt zu stärken.»
Teil des Industrieplans im Rahmen von Air2030
Die Forschungs- und Technologieentwicklungsprojekte von Boeing sind Teil von Boeings Industrieplan im Rahmen von Air2030, um das Land mit einer neuen Flotte von F/A-18 Block III Super Hornets auszustatten. Boeing hat in den letzten 30 Jahren durch den Verkauf von F/A-18 Hornets an die Schweiz im Jahr 1993, aus denen die aktuelle Schweizer Kampfjet-Flotte besteht, sowie durch nachfolgende Aufrüstungsprogramme eine gute Beziehung zu vielen Schweizer Industriepartnern aufgebaut. Allein in den letzten zehn Jahren hat das Hornet Industry Team – bestehend aus Boeing, General Electric, Northrop Grumman und Raytheon – mit mehr als 100 Unternehmen in der Schweiz zusammengearbeitet. Im Rahmen des ursprünglichen Hornet-Verkaufs hat Boeing 1,3 Milliarden US-Dollar an Industrieverpflichtungen übernommen, und zwischen 2016 und 2020 hat die Hornet-Industrie 2,3 Mrd. US-Dollar mit Schweizer Zulieferern ausgegeben.
Boeing ist das grösste Luft- und Raumfahrtunternehmen der Welt und führender Anbieter von Verkehrsflugzeugen, Verteidigungs-, Raumfahrt- und Sicherheitssystemen sowie globalen Dienstleistungen. Als einer der führenden US-Exporteure unterstützt das Unternehmen kommerzielle und staatliche Kunden in mehr als 150 Ländern.