Das Flugzeug mit seinem Rolls-Royce-Goblin-Radialtriebwerk gab unverwechselbare Pfeiftöne von sich. Da der «Vämpi» zudem über eine Druckkabine verfügte, die Höhenflüge von bis zu 13'000 m ü. M. erlaubte, führte auch das Variieren der aktivierten Ventile zu auffallenden Luftgeräuschen, während die Pressluftpumpe des g-Sacks (Anti-g-Hose) ihrerseits wundersame Flattertöne produzierte. Ganz eingenommen von dieser «Symphonie in Blue» war damals auch Jungpilot Peter «Pablo» Merz, der mit dem D.H.100 im Umschulungskurs 1989 exakt 67 Stunden und 3 Minuten im Flugeinsatz war. Divisionär Merz, der neue Kommandant der Luftwaffe, erinnert sich: «Bei der Akrobatik gab der Vämpi beim Ändern der Fluggeschwindigkeit herzige, flötenartige Töne von sich und vermittelte den Eindruck, als würden ihm die Flugkapriolen ebenso gefallen wie dem Piloten. Und jedes Flugzeug sang wieder etwas anders.»
Mit Sommerhaube und ohne Schleudersitz
In den ersten Jahren war der knapp 900 km/h schnelle «Vämpi» noch nicht mit Schleudersitzen gesegnet, und man flog den Düsenjäger mit einer adretten weissen Sommerhaube oder einer Lederkappe. Die Devise lautete: Im Notfall Gurten lösen, Flugzeug auf den Rücken drehen und sich aus dem Cockpit plumpsen lassen. «Darüber hab ich mir gar nie Gedanken gemacht», winkt Heini Uehlinger, Fliegeroberst und Ex-CEO der Pilatus Flugzeugwerke, ab: «Es wäre praktisch unmöglich gewesen, in einem Notfall aus dem Flugzeug rauszuklettern.»
Ab 1960 wurden die D.H.100 beim F+W -Emmen mit einem Martin-Baker-Schleudersitz ausgestattet. Gleichzeitig wurde das Cockpitdach von Zwei- auf Einfachverglasung reduziert, da der Pilot auf dem Schleudersitz durchs Dach hindurch geschleudert wurde. Natürlich trug man von da an sinnvollerweise einen Helm …
In dieser Zeit galt bei der Flugwaffe die Regel: Verheiratete Piloten dürfen nur mit Schleudersitz fliegen, während die unverheirateten mit den älteren Modellen ohne Abschussmöglichkeit vorlieb nehmen müssen. Einer, der sich als Flugschüler aus der Maschine katapultieren musste, war Korporal Jürg «Oetty» Imhof, nachdem sein Flugzeug am 4. März 1964 nach einem Überschlag in eine unkontrollierte Fluglage geriet. Obschon er mit dem Zwanzigfachen seines Körpergewichts durchs Dach des Vampire geschleudert wurde, blieb er bis auf etwas Nasenbluten unversehrt. Auch die Landung in einem Schneecouloir am Grand Combin (4314 m ü. M.) verlief problemlos. Und nachdem er seinen rot-weissen Fallschirm ausgelegt hatte, wurde er alsbald vom legendären Gletscherpiloten Hermann Geiger entdeckt und geborgen.
Die Lebensdauer der Vampire überschoss übrigens bei weitem die Prognose: Die letzten Maschinen wurden am 12. Juni 1990 am Flugplatz Emmen aus der Pilotenschule verabschiedet.