Dank ihrer körperlichen, technischen und mentalen Vorbereitung sind die Fallschirmaufklärer in der Lage, ihre Aufgaben auch unter extremen Bedingungen zu erfüllen. Sie sind die Speerspitze der Armee und sind allzeit bereit, ihre Grenzen zu überwinden, um den offensiven Aktionen der Grenadiere die notwendigen Information zu beschaffen. Damit sind sie der Grundstein für den Erfolg der Armee. «Besser sein, wenn es darauf ankommt» ist ihr langjähriges Motto.

Erich Grätzer – der erste Kommandant

Einsätze von Fallschirmeinheiten verschiedener Armeen im Zweiten Weltkrieg zeigten die militärischen Möglichkeiten von Spezialtruppen aus der dritten Dimension. Bis in die 1960er-Jahre wurden in der Schweizer Armee Überlegungen und Machbarkeitsstudien über die Aufstellung einer solchen Spezialeinheit angestellt. Aufgrund fehlenden Wissens und Erfahrungen besuchten Schweizer Offiziere Kurse und Schulen im Ausland. In einem Bericht von 1964 an die Armeeführung schlugen Hauptmann i Gst Egenter und Major Troyon die Schaffung einer Fallschirmjäger-Truppe vor. Aufgrund des Verteidigungsauftrags gemäss Bundesverfassung stand die Ausbildung im Nahkampf, Sprengen und Übermitteln im Zentrum. In den Herbstmanövern 1964 des damaligen Feldarmeekorps 4 kamen erstmals 28 freiwillige, zivil ausgebildete Fallschirmspringer erfolgreich zum Einsatz. Ab 1965 wurden militärdiensttaugliche Fallschirmspringer zusammengezogen und in Kursen ausgebildet. Der erste Vorkurs für Fallschirmgrenadiere fand im Herbst 1968 statt. Am 1. Januar 1969 wurde die erste Kompanie offiziell in die Armee inkorporiert. Erster Kommandant war Erich Grätzer, Hauptmann der Luftwaffe. Losone war für einige Jahre Ausbildungszentrum; nicht zuletzt, weil hier die Grenadiere der Armee ausgebildet wurden. Ebenso ideal war die Nähe zum Militärflugplatz Locarno. Mit der ersten Brevetierung 1969 auf dem «Castel Grande» in Bellinzona wurde der Grundstein der Fsch Gren Kp 17 gelegt.

Entwicklung – Vom Jagdkrieger zum Fernspäher

Nach einigen Jahren war nicht mehr der Jagdkrieg Hauptauftrag, sondern die Nachrichtenbeschaffung. Ab 1976 wurden nur noch Fernspäher ausgebildet. Die Junkers Ju-52 und Dornier Do-27 gingen als Absetzflugzeuge in Pension und wurden durch den Pilatus Porter abgelöst. Die Rundkappenschirme T-10 sind für Tief-Einsätze immer noch im Einsatz, während die Para-Commanders für Hoch-Einsätze durch die Gleitfallschirme MT-1 ersetzt wurden. Diese ermöglichten Einsätze aus grossen Höhen und über weite Distanzen, auch hinter feindliche Linien. Anfangs der 1980er-Jahre erhielt Erich Grätzer den Auftrag, mögliche Kriegseinsätze seiner Kompanie zur Nachrichtenbeschaffung der damaligen vier Armeekorps zu planen. Kurzfristig aufgeboten und nach einer Quarantäne von wenigen Stunden wäre die Kompanie mit vorbereiteten Aufträgen zur Nachrichtenbeschaffung in definierten Gebieten einsatzbereit gewesen.

Fernspäher hiessen ähnliche Einheiten im Ausland, weshalb die 17er 1987 auch diese Bezeichnung erhielten und vorübergehend Dienst als Fernspäher in der Fsp Kp 17 leisteten. Ausgebildet und geführt wurde die Kompanie über viele Jahre von Berufskadern. Erst 1984 übernahm der erste Miliz-Offizier das Kommando. Seither wird die Kompanie wechselweise von Berufsmilitärs wie auch von Milizangehörigen geführt. Seit 1995 heisst sie Fallschirmaufklärer Kompanie 17, in Anlehnung an die Leichtfliegerstaffel 7 und als erste Fallschirmkompanie.

Ausbildung – Von der FVS zu SPHAIR

SPHAIR lautet heute das Zauberwort auf dem Weg zum Fallschirmaufklärer. Davor hiess dieses «Fliegerische Vorschulung FVS» und war unter der Leitung des Aero-Clubs der Schweiz der Start zu einer möglichen Laufbahn als Militärpilot oder Fallschirmgrenadier. Seit 2004 trägt die Schweizer Luftwaffe die Verantwortung für die Selektion und Vorausbildung von Fallschirmaufklärern und Piloten. Die Ausbildung zum Fallschirmaufklärer beinhaltet automatisch das Absolvieren einer Kaderschule, entweder bis zum Grad des Wachtmeisters oder bis zum Grad des Leutnants. Nach einer allgemeinen Grundausbildung mit einer ersten Selektion folgt die Ausbildung im militärischen Sprungdienst mit einer zweiten Selektion. Hier entscheidet sich der weitere Weg entweder zum Wachtmeister oder zum Offizier. Die Lehrgänge im Ausbildungszentrum Spezialkräfte AZ SK in Isone TI dauern für die Wachtmeister 46 Wochen, für die Offiziere 68 Wochen. Die Anforderungen sind extrem hoch, der Selektionsprozess ist höchst anspruchsvoll.

Auftrag – Das Mittel der ersten Stunde

«Die Fallschirmaufklärer sind für die strategische Nachrichtenbeschaffung das Mittel der ersten Stunde in der Hand der Landesregierung.» So definiert Oberstlt aD Erich Grätzer den Auftrag: «Sie sind das einzige operative Mittel für die weitreichende terrestrische Nachrichtenbeschaffung im Interessenraum der Armee.» Der Hauptauftrag ist die gewaltlose Aufklärung bei der Überwachung von Achsen, -Objekten und Räumen. Ein Einsatz in einer Viererpatrouille gliedert sich bei der Einsatzvorbereitung in die Isolation, dann folgt die Infiltration – meist nachts – entweder in einem Tief-Einsatz aus 100 bis 200 Meter/Grund oder in einem Hoch-Einsatz aus bis zu 8000 Meter über Meer, dann der eigentliche zeitlich beschränkte Auftrag und schliesslich die Exfiltration. Als Teil des heutigen Kommandos Spezialkräfte können sie auch Einsätze anderer Spezialkräfte der Armee unterstützen. Im Tandemeinsatz können sie Spezialisten in vordefinierte Lande-räume einfliegen. Auch Hundeführer könnten mitsamt ihren Tieren für besondere Missionen eingesetzt werden, wie dies in anderen Armeen schon der Fall ist.

Mittel – Nur das Beste ist gut genug: modernstes Material

Zur dreischichtigen Ausrüstung für das Überleben und zur Erfüllung des Auftrags gehören der Kampfanzug und die persönliche Pistole, im Rucksack mitgeführte Zusätze wie ein Survival-Kit, einsatzbezogene Waffen und Funkgeräte, weitere Spezialgeräte sowie für Hoch-Einsätze eine Sauerstoff-Ausrüstung. Der derzeit modernste Haupt-Gleitfallschirm «Intruder» verfügt über das automatische Öffnungsgerät «Cypres», welches im Notfall den gleich grossen Reserve-gleitfallschirm auslöst. Damit ist sichergestellt, dass der Para in seiner Viererpatrouille bleiben und landen kann. Bei der Entwicklung des neusten Einsatzfallschirms arbeitete die Schweiz mit dem Hersteller direkt zusammen, womit die 17er über die modernste militärische Fallschirm-Infiltrationstechnik verfügen.

Miliz – Internationale Medaillenränge und nationale Persönlichkeiten

In militärischen Vergleichs-Wettkämpfen mit Paras anderer Nationen massen sich die 17er stets erfolgreich. Sehr oft belegten sie an CISM-Meisterschaften, im weltweit grössten Militärsportverband, Medaillenränge. Viele Angehörige der Kompanie 17 erarbeiteten sich persönliche nationale Spitzenfunktionen wie Jürg Stahl mit Brevet No 222, heute Direktor von Swiss Olympic und Nationalrat Adrian Amstutz, Gefreiter und ebenfalls Nationalrat, gestaltet als erfolgreicher Unternehmer die nationale Politik mit. Sie sind nicht die einzigen und werden nicht die einzigen bleiben, welche die Fallschirmaufklärer Kompanie 17 weiterhin prägen werden.

Die offiziellen Jubiläums-Feierlichkeiten zum Jubiläum haben Anfang Juni im Ausbildungszentrum AZ Spezialkräfte, Kasernen Isone TI stattgefunden.