Die Wiedererlangung der Reisefreiheit und mehr Planungssicherheit führten im Jahr 2022 zu einer Nachfrage nach Feriencharterflügen, wie dies am Flughafen Bern schon lange nicht mehr der Fall war. Die verschiedenen Anbieter hatten das Flugangebot für Sommer 2022 mit insgesamt 12 Destinationen stark ausgebaut. Die Auslastung der Sommercharterflüge erreichte Rekordwerte. Im Segment gewerbsmässige Taxiflüge wurde gegenüber Vorjahr eine Zunahme der Flugbewegungen um 20% verzeichnet. Nach einem hohen Verkehrswachstum im Vorjahr konnten die Flugbewegungen auf hohem Niveau konsolidiert werden. Mit insgesamt 52'696 Flugbewegungen (Vorjahr: 51’792) und 50'174 Flugpassagieren (Vorjahr: 23’827) wurde der höchste Stand seit 2018 erreicht.

Ohne Unterstützung 

Dank diesen erfreulichen Entwicklungen im Kerngeschäft und einer konsequenten Kostenkontrolle schreibt der Flughafen nach vier Verlustjahren erstmals wieder einen Gewinn von CHF 74'091 und schafft es somit, ohne die im Vorjahr erhaltenen Unterstützungen durch den Kanton (Härtefall), den Bund (Kurzarbeitsentschädigung) und die Stadt Bern (teilweise Verzicht auf Baurechtzins) den Betrieb aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

Aufbruchstimmung dank neuen Infrastrukturprojekten

Neben den Aktivitäten rund ums Fluggeschäft wurden verschiedene Projekte im Bereich Infrastruktur vorangetrieben. Nach langen Jahren mit nur wenig Erneuerungen erlebt das Gelände des Flughafens einen Aufbruch. Zu den Highlights des Jahres zählte die Fertigstellung des Hangar 5 durch die Lions Air und der Beginn der Sanierung des Flughafen Hotel/Restaurant durch die Gebrüder Müller, welches Anfang Juli 2023 eröffnet wird. Zusätzlich zur Dachsanierung Terminal als weitaus grösste Investition mussten Sofortmassnahmen beim Unterhalt des Vorfeldes umgesetzt werden. Bei den Bodenabfertigungsgeräten konnten ein 22-jähriges Gepäckförderband sowie zwei veraltete Schlepper mit neuen elektrisch angetriebenen Geräten ersetzt werden.

Solarstrom vom Dach

Im Rahmen des Nachhaltigkeitsengagement, die eigenen Treibhausgas-Emissionen bis 2035 auf Netto-Null zu reduzieren, wurde nach Abschluss der Dachsanierung am 11. April 2023 die erste PV-Anlage mit einer Leistung von 362 kWp in Betrieb genommen. Der selbst erzeugte Solarstrom wird für den Eigenverbrauch und für die Versorgung zahlreicher Flughafenpartner im Rahmen eines Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch (ZEV) eingesetzt.

Das Projekt BelpmoosSolar schreitet mit hohem Tempo voran. Gegenwärtig werden die Grundlagen für die kantonale Richtplanänderung vorbereitet. Dazu gehören insbesondere die verschiedenen Interessenabwägungen. Aktuell werden Flora und Fauna kartiert, um die heutige Situation im Perimeter umfassend zu dokumentieren. Diese Arbeiten sind mit dem Kanton und den Umweltverbänden koordiniert. Es ist ein zentrales Anliegen, die Akteure eng in dieses Projekt einzubeziehen, um BelpmoosSolar im Einklang mit Natur und Landwirtschaft zu realisieren.

Neuer COO

Die Stabilisierung des Flughafens nach vier schwierigen Jahren ist dank vereinten Kräften gelungen. Der Verwaltungsrat hat die erreichten Zwischenziele zum Anlass genommen, Anpassungen bei den Führungsgremien vorzunehmen. Seit zweieinhalb Jahren bekleidet Urs Ryf neben den Funktionen als CEO, Delegierter des VR, VR von flyBAIR auch die Funktion COO ad interim. Aufgrund seines grossen Engagements im Projekt BelpmoosSolar hat der Verwaltungsrat die Funktion des COO per 1. Mai 2023 dem bisherigen Stellvertreter Andreas Seitz übertragen. A. Seitz übernimmt die neue Aufgabe zusätzlich zu seiner bisherigen Funktion als Leiter Projekte.

VR-Präsident tritt zurück

Aufgrund seiner neuen Funktion als Generalsekretär der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern tritt Alexandre Schmidt als Verwaltungsratspräsident per GV 2023 zurück. Er bleibt Mitglied des Verwaltungsrates und wird sich weiterhin im Projekt BelpmoosSolar einbringen. 

Urs Ryf will operative Führung übergeben

Bei der Wahl des Nachfolgers hat der Verwaltungsrat die mittelfristige persönliche Planung des CEO berücksichtigt. Es ist das Ziel von Urs Ryf, in rund zwei Jahren die operative Führung an einen Nachfolger zu übergeben und sich auf strategische Mandate und BelpmoosSolar zu fokussieren. Gleichzeitig ist es ein Wunsch von Urs Ryf, nach seiner Zeit als CEO den Flughafen bis zur 100 Jahrfeier (2029) strategisch zu begleiten. Der Verwaltungsrat hat einstimmig entschieden, Urs Ryf zum Verwaltungsratspräsidenten der Flughafen Bern AG zu ernennen; dies für eine Übergangsperiode ab GV 2023 zusätzlich zu seiner Funktion als CEO. Auf den gleichen Zeitpunkt scheidet Urs Ryf aus dem Verwaltungsrat von flyBAIR aus.

Neuer Vizepräsident

Gleichzeitig hat der Verwaltungsrat Marcel Zuckschwerdt zum Vizepräsidenten des VR ernannt, eine Funktion, welche aufgrund des Doppelmandates CEO/VRP sehr wichtig ist. Marcel Zuckschwerdt ersetzt den bisherigen Vizepräsidenten Rudolf Stämpfli, welcher entschieden hat, aus dem Verwaltungsrat zurückzutreten. R. Stämpfli war seit 2004 Mitglied des Verwaltungsrates.

Kommandant LTDB nimmt Einsitz im VR

Als Ersatz für R. Stämpfli wird der Generalversammlung die Wahl von Patrik Steiner beantragt. P. Steiner ist Kommandant des Lufttransportdienstes des Bundes. Als wichtiger Partner und Benutzer des Flughafens ist es wichtig, dass die Anliegen der Eidgenossenschaft nicht nur auf operativer Stufe, sondern auch auf Ebene des Verwaltungsrates eingebracht werden können.

Kleinaviatik wechselt Pistenseite

Das Primat der Aviatik bleibt. Mit dem Flughafenpartner Manuel Ruchti, Inhaber Airmatec, ist südwestlich der Piste ein neues Zentrum für die General Aviation geplant. Es ist ein zentrales Anliegen, mit einer modernen und zeitgerechten Infrastruktur optimale Rahmenbedingungen für die Pilotenausbildung zu schaffen. Mit der Verlagerung der Kleinaviatik auf die andere Seite der Piste, kann der Verkehr auf der bestehenden Seite entflochten werden, womit das Hauptanliegen der 4. Ausbauetappe erreicht wird. Zudem ist der Umzug der Kleinaviatik die Voraussetzung für einen Neubau am Standort des heutigen, stark sanierungsbedürftigen Hangar 6. Damit können mittelfristig Hangarplätze geschaffen und ein Standortnachteil behoben werden.

«Nicht gegen den Segelflug entschieden»

Zur Aviatik als unverändertes Kerngeschäft des Flughafens gesellen sich mit BelpmoosSolar künftig die Energieproduktion – und dies ohne Einschränkung der motorisierten Aviatik und ohne Abstriche für Ökologie und Landwirtschaft. Die Flughafenverantwortlichen sind sich bewusst, dass die Umnutzung des westlichen Flughafenperimeters und die damit verbundene Schliessung des Segelflugareals ein bitterer Entscheid für die Segelfluggruppe Bern ist. Nach Abwägung aller Interessen erfolgte der Entscheid für einen Solarpark nicht gegen den Segelflug, welcher in reduziertem Umfang auf der Hartbelagspiste weiterhin möglich sein wird, sondern zu Gunsten eines nachhaltigen Beitrages an die Energiewende bei gleichzeitiger Erschliessung einer für den Flughafen wichtigen neuen Ertragsquelle.