Erstmals nach rund 50 Jahren kann das Pistensystem am Flughafen Zürich angepasst werden. Die Stimmberechtigten des Kantons Zürich stimmen einer Pistenverlängerung mit knapp 62 Prozent Ja-Stimmen zu. Mit der Pistenverlängerung soll die Sicherheitsmarge im Flugbetrieb erhöht werden. Zwei der drei Pisten werden um 400 bzw. 280 Meter verlängert. Damit lässt sich die Komplexität des Flughafens Zürich reduzieren, der mit seinen gekreuzten Pisten im weltweiten Vergleich zu den anspruchsvollen gehört.
Auslöser Sicherheitsüberprüfung
Aufgrund eines Beinahe-Unfalls mit zwei startenden Flugzeugen auf den sich kreuzenden Pisten im Jahr 2011 resultierte eine umfassende Sicherheitsprüfung des Bundes. Der Bericht «Sicherheitsüberprüfung Flughafen Zürich (SÜFZ)» nennt 30 Massnahmen zur Verbesserung und Optimierung der Sicherheit am Flughafen Zürich. Zwei davon sind die Verlängerungen der Pisten 28 und 32. Entsprechend hat der Bundesrat im Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) einen Auftrag an die Flughafen Zürich AG formuliert. Gemäss Flughafengesetz unterstehen Änderungen an Lage und Länge der Pisten der politischen Zustimmung im Kanton Zürich, weshalb am 3. März darüber abgestimmt wurde.
Mehr Bremsweg und weniger Kreuzungspunkte
Das Pistensystem am Flughafen Zürich ist komplex und besteht aus drei verschieden langen Pisten. Je nach Tageszeit, Wetterverhältnissen und Grösse der Flugzeuge müssen sie unterschiedlich genutzt werden. Mit den angepassten Pisten können ungeplante Pistenwechsel und sicherheitsrelevante Kreuzungen am Boden und in der Luft massgeblich reduziert werden. Zudem wird der Bremsweg auf der Landepiste länger. Das reduziert Risiken bei Overruns (Überschiessen der Piste) oder bei einem Startabbruch.
Mehr Landungen auf Piste 28 möglich
Dank der verlängerten Piste kann am Abend auch bei anspruchsvolleren Wetterbedingungen auf der Piste 28 gelandet werden. Abweichungen auf Südlandungen, welche Kreuzungspunkte am Boden und in der Luft generieren, können deutlich reduziert werden. Dank der Verlängerung der Piste 32 können vermehrt auch die schweren Langstreckenflugzeuge auf dieser Piste starten. Somit entsteht ein kreuzungsfreier Betrieb auch am späten Abend.
Mehr Pünktlichkeit und mehr Nachtruhe
Dank den Pistenverlängerungen kann auch bei anspruchsvollen Bedingungen vermehrt so geflogen werden, wie es politisch vorgesehen ist. Geplante Landungen und Starts können pünktlicher erfolgen. Die erhöhte betriebliche Stabilität komme ausschliesslich der Verspätungsreduktion zugute und führe zu keinem Kapazitätsaufbau, versicherte die Flughafen Zürich AG im Vorfeld der Abstimmung. Zwischen Pistenlänge und Kapazität bestehe kein Zusammenhang. Auf einer Piste darf sich immer nur ein Flugzeug befinden, unabhängig von deren Länge. Dank der Verlängerung der Piste 32 verkürzt sich die Rollzeit der Langstreckenflugzeuge abends um bis zu 10 Minuten. Die Folge, so der Flughafen Zürich, ist ein durchschnittlich früherer Betriebsschluss, also mehr Nachtruhe. Davon profitiere die ganze Bevölkerung in allen Himmelsrichtungen.
Mit dem Ja des Stimmvolks des Kantons Zürich am 3. März hat dieses darüber befunden, dass die Flughafen Zürich AG beim Bund nun ein offizielles Plangenehmigungsgesuch einreichen darf. Mit dem Ausbau soll im Jahr 2030 begonnen werden.