Zugvögeln steckt in den Genen, auf Langstreckenflügen in gestaffelten Formationen zu fliegen. Der Natur abzuschauen, war schon länger ein Plan von Aerodynamikern. Airbus hat nun einen Langstreckenflug von zwei A350-Testflugzeugen in Formation durchgeführt. Der Testflug zur finalen Demonstration fand am 9. November 2021 statt. MSN1 flog voraus und MSN59 folgte.

Die von Airbus entwickelten Flugsteuerungssysteme ermöglichten es, das hintere Flugzeug sicher im Windschatten-Aufwind der vorausfliegenden Maschine zu platzieren. So konnte die nötige Schubleistung des hinteren Flugzeugs, und damit der Treibstoffverbrauch, reduziert werden. Damit bestätigten sich die Vermutungen aus den Beobachtungen bei Zugvögeln.

Einführung Mitte dieses Jahrzehnts im Fokus

Sabine Klauke, Chief Technical Officer bei Airbus, sieht in fello’fly grosses Potenzial für die gesamte Branche. Sie erklärte: «Dieser Demonstrationsflug ist ein konkretes Beispiel für unser Engagement, unsere Dekarbonisierungsziele in die Tat umzusetzen. Er zeigt auch, dass die branchenweite Zusammenarbeit für die Umsetzung dieser Ziele von zentraler Bedeutung ist. Für dieses Projekt konnten wir seitens unserer Partner-Airlines und Luftverkehrsmanagementakteure sowie der Behörden auf viel Unterstützung zählen. Die Chance, dass wir diese Innovation bis etwa Mitte dieses Jahrzehnts für Passagierflugzeuge einführen können, ist sehr vielversprechend.»

Umwelteffizienz steigern bei Beibehaltung der Sicherheit

Piloten der Airbus-Partner-Airlines SAS Scandinavian Airlines und Frenchbee wohnten dem Transatlantikflug als Beobachter an Bord bei. Ermöglicht wurde der Flug von Airbus, seinen Luftverkehrsmanagementpartnern und Flugsicherungsorganisationen (DSNA, NATS, NAV CANADA, Eurocontrol und IAA) mit der Unterstützung der französischen Luftfahrtbehörde DGAC. Gemeinsam haben diese Partner mit diesem Flug gezeigt, dass der Einsatz von Flugtechnologie zur Energie-Rückgewinnung im Windschatten von Flugzeugen bei einem fello’fly-Flug nicht auf Kosten der Sicherheit geht.

Der Demonstrationsflug hat zudem gezeigt, dass der Betrieb im fello’fly-Modus die Umwelteffizienz von Verkehrsflugzeugen enorm steigern könnte und so schon in naher Zukunft zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele der Luftfahrtbranche beitragen könnte.

Im nächsten Schritt geht es um die Unterstützung der Behörden für die Zertifizierung dieses neuen Betriebskonzepts.

«Inspirierendes Beispiel»

Der erste fello’fly-Flug von Airbus wurde bei der Ankunft in Montreal vom Ratspräsidenten der internationalen Zivilluftfahrtbehörde ICAO und deren Generalsekretär willkommen geheissen. Ratspräsident Salvatore Sciacchitano nannte die Demonstration «ein inspirierendes Beispiel dafür, wie gross das aktuelle Engagement zur Reduktion der Emissionen im Flugverkehr ist». ICAO-Generalsekretär Juan Carlos Salazar sagte, der Flug reflektiere die «unglaubliche Vielfalt an Luftfahrt-Innovationen, die aktuell umgesetzt werden, um die Ziele der Branche zu erreichen und sicherzustellen, dass Fliegen zusehends nachhaltiger wird». 

Die Treibstoffeinsparungen von mehr als 5 Prozent werden nach der Genehmigung durch die Behörden den Airlines, eine gerechte Koordinierung vorausgesetzt, ähnliche Einsparungsmargen ermöglichen wie die Verwendung eines neuen Treibwerkstyps.

Das 2019 bei Airbus UpNext ins Leben gerufene fello’fly-Projekt ist ein Flugdemonstrationsprojekt, das Biomimikry (von der Natur inspirierte Wege zur Konzeption und Umsetzung von Materialien, Strukturen und Systemen) anwendet. Die hundertprozentige Airbus-Tochtergesellschaft Airbus UpNext ist Teil des Airbus-Innovations-Ökosystems und wurde als Entwicklungsschnellspur für Zukunftstechnologien gegründet. Sie soll Demonstratoren schnell und in grossem Umfang fertigen, potenzielle neue Produkte und Services bewerten, zur Reife bringen und validieren sowie radikale, bahnbrechende Technologien auf den Weg bringen.