Es könnte eine wegweisende Pionierleistung im Bereich der Luftfahrttechnologie werden: Nach dem Vorbild des Ahornsamens und Erkenntnissen in der Bionik wurden von «Fraundorfer Aeronautics» hoch effiziente Autorotations-Rotoren der neuesten Generation entwickelt und damit die Grundlage für eine neue und effiziente Generation von Luftfahrzeugen gelegt, wie das Unternehmen mitteilt. In einem weiteren Schritt habe das internationale Entwicklungsteam aus Ingenieuren und Piloten das Leistungsvermögen der innovativen Rotoren-Technologie in zahlreichen Flugversuchen unter Beweis gestellt. Als weiteres Alleinstellungsmerkmal sei die von «Fraundorfer Aeronautics» patentierte Rotor-Technologie skalierbar, informiert das Unternehmen. Damit wurde die flugphysikalische Basis für die Entwicklung unterschiedlicher Leistungsstufen und Traglasten gelegt.

Kombinationstragschrauber-Prinzip

Unter dem Projektnamen TENSOR 600X wurde ausserdem ein Technology Demonstrator vorgestellt, an dem das oberbayerische Unternehmen im Entwicklungsverbund mit Partnern seit Anfang 2016 arbeitet. Im Zuge der laufenden Luftfahrtzulassung soll die TENSOR 600X gemäss Fraundorfer zunächst für Kurzstrecken-Einsätze für zwei Personen und eine Reichweite von bis zu 600 km ausgelegt werden. Der Prototyp soll eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h erreichen und mit einer Start- und Landestrecke von wenigen Metern auskommen. Bei diesem Technologieträger nutzt «Fraundorfer Aeronautics» das Prinzip des Kombinations-Tragschraubers. Mit dem Einsatz modernster Luftfahrttechnologie wurden für dieses Flugprinzip – ergänzend zum innovativen Rotor-Konzept – auch die entscheidenden Parameter Leistungsfähigkeit, Stabilität und Sicherheit grundlegend verbessert. Im Vergleich zu marktüblichen Hubschraubern, Kleinflugzeugen, Multicoptern (Drohnen) und e-VTOLs soll die Neuentwicklung TENSOR 600X hinsichtlich Flugeigenschaften, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit deswegen neue Massstäbe setzen, schreibt das Unternehmen. Der Erstflug werde voraussichtlich 2020 stattfinden. Die Serienreife sei für 2021 geplant. Die Grundvoraussetzungen für eine unbemannt und autonom fliegende Variante der TENSOR 600X sind laut «Fraundorfer Aeronautics» ebenfalls bereits geschaffen.

Bereits heute einsetzbar

«Mit der patentrechtlichen Absicherung unseres Rotorblatts halten wir zugleich den Schlüssel für eine Skalierung und gewerbliche Nutzung von Tragschraubern in der Hand. Die TENSOR-Technologie ist bereits heute in der Praxis einsetzbar und kann den weltweit steigenden Bedarf sowie neue Aufgabenbereiche im Bereich ,Air-Mobility‘ effizient abdecken», sagt Christoph Fraundorfer, Gründer und CEO von «Fraundorfer Aeronautics». Anders als bei Personen-Drohnen oder e-VTOLs, für die gesetzliche Änderungen beziehungsweise die Schaffung neuer Regularien erforderlich sind, kann die TENSOR 600X zeitnah starten, betont das Unternehmen. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Paket-Logistik über Flugtaxis bis hin zur Nutzung bei Rettungseinsätzen und Naturkatastrophen. TENSOR schliesse die Lücke, bei der Flugzeuge (abhängig von Flugplätzen), Hubschrauber (hohe Kosten) und Drohnen (sehr geringe Lasten und Reichweiten) an ihre Grenzen stossen. e-VTOLs seien komplett abhängig von der schleppenden Batterieentwicklung und von noch nicht geschaffenen rechtlichen Rahmenbedingungen.

Komplexe Computersimulationen

Nahezu alle erforderlichen Berechnungen mussten mit Unterstützung hochkomplexer Computersimulationen erstellt werden. Das prognostizierte Leistungsvermögen habe die –  durch Patente geschützte – Technologie im Rahmen umfangreicher Flugversuche bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. CEO Christoph Fraundorfer sagt weiter: «Wer bereits heute eine überzeugende, umweltfreundliche und sichere Mobilitätslösung für morgen bietet, muss – insbesondere bei Lufttransporten im Kurzstreckenbereich und über Ballungsgebieten – ein aerodynamisch äusserst sicheres und effizientes Fluggerät mit der derzeit bestmöglichen Antriebstechnologie kombinieren und zusätzlich sehr niedrige Lärmemissionen gewährleisten.» Dank der bemerkenswerten Langsam- und Tiefflugeigenschaften sei es erstmals möglich, die Grenzen bestehender Luftfahrt-Regularien nahezu bestmöglich auszunutzen und somit auch bei schlechterem Wetter sicher nach Sicht zu fliegen.

Geringer Luftwiderstand – geringer Energiebedarf

Aufgrund des geringen Luftwiderstands liegt laut Fraundorfer der Energiebedarf von TENSOR im Vergleich zu Hubschraubern und Multicoptern bei nur etwa der Hälfte beziehungsweise einem Drittel. Der Bedarf an wirtschaftlichen und zugleich umweltschonenden Luftfahrzeugen, die unabhängig von Flugplätzen und auch auf Kurzstrecken effizient einsetzbar sind, nehme zu. Gerade im Bereich Air Mobility, Logistik und Infrastrukturaufbau spielen sie eine grosse Rolle. Die Unternehmensberatung «Porsche Consulting» prognostiziert für 2035 ein Marktvolumen von weltweit mehr als 60 Milliarden Euro. Das sichere TENSOR, so Fraundorfer, einen schnellen Marktzugang und mache die Technologieentwicklung «made in Germany» auch international besonders flexibel einsetzbar.

Zum Unternehmen
«Fraundorfer Aeronautics» agiert als Technologieunternehmen von Donauwörth-Genderkingen aus. Das Unternehmen  arbeitet mit einem internationalen Kernteam aus aktuell neun Experten, die über langjährige Erfahrung in der Luftfahrtindustrie und Forschung – unter anderem bei Eurocopter, DLR, Airbus, Grob, RUAG – verfügen. Unternehmensgründer und Vorstand ist Christoph Fraundorfer. Der Luftfahrtingenieur und Absolvent der britischen Empire Test Pilots‘ School sammelte in seiner 25-jährigen Berufslaufbahn umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Luftfahrzeugentwicklung und im Programm-Management. Er verfügt über 1000 Flugstunden bei der Flugerprobung von Hubschraubern, Flugzeugen und Tragschraubern.