«Heute hat die Nation einen wahren Pionier und Verfechter der Forschung, den Astronauten Michael Collins verloren», drückte der amtierende NASA-Chef Steve Jurczyk, seine Trauer aus. «Als Pilot des Apollo 11-Kommandomoduls – einige nannten ihn «den einsamsten Mann der Geschichte» – trug er entscheidend dazu bei, dass unsere Nation einen wahrhaftigen Meilenstein erreichen konnte, in dem seine Kollegen den Mond betraten.» Und Jurczyk weiter: «Michael blieb ein unermüdlicher Förderer des Weltraums. «Forschung ist keine Wahl, sondern ein Gebot», pflegte er zu sagen.»
Früheres Leben
Michael Collins wurde am 31. Oktober 1930 als Sohn eines US-Militärattachés in Rom geboren. Er besuchte die Saint Albans School in Washington, D.C. und studierte anschliessend an der Militärakademie in West Point, die er 1952 mit einem Abschluss als Bachelor of Science verliess. Collins entschloss sich, der United States Air Force beizutreten. Nach seiner Pilotenausbildung flog er Düsenjäger auf verschiedenen Stützpunkten der US-Luftwaffe, unter anderem auch von 1954 bis 1957 in Frankreich. Zurück in den USA arbeitete er als Ausbilder und ab 1960 als Testpilot auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien.
Collins hatte sich für die zweite Astronautengruppe der NASA beworben, wurde aber nicht angenommen. Bei der nächsten Runde nahm er wieder teil und war dieses Mal erfolgreich. Collins gehörte zu den 14 Astronauten, die am 18. Oktober 1963 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Pilot von Gemini 10
Im Februar 1965 übernahm Michael Collins dabei das Spezialgebiet «Raumanzüge und Weltraumaussentätigkeiten». Dabei war er auch an der Auswahl der Firmen beteiligt, die die Raumanzüge für die NASA herstellten. Im Juli 1965 wurde er als Ersatzpilot für den Langzeit-Flug von Gemini 7 im Dezember eingeteilt. Collins war damit der erste Astronaut der dritten Gruppe, der für einen Raumflug nominiert wurde, er kam aber nicht zum Einsatz.
Am 25. Januar 1966 gab die NASA bekannt, dass Michael Collins der Pilot von Gemini 10 würde, unter dem Kommando von John Young. Dieser Flug erfolgte vom 18. Juli bis zum 21. Juli 1966 und war der erste, bei dem sowohl eine Kopplung als auch ein Weltraumausstieg durchgeführt wurden.
In der Erdumlaufbahn verliess Collins das Raumschiff, um Erde und Sterne zu fotografieren. Einen zweiten Aussenbordeinsatz unternahm er, um von einem Agena-Zielsatelliten, der seit mehreren Monaten im Orbit war, eine Platte zur Bestimmung der Mikrometeoroiden-Aktivität zu holen. Collins war damit der erste Astronaut, der während eines Raumfluges zweimal das Raumschiff verliess, und der erste, der sich im Weltraum von einem Flugkörper zu einem anderen bewegte.
Einsatz im Apollo-Projekt
Am 29. September 1966 wurde Collins für die Ersatzmannschaft des zweiten bemannten Apolloflugs eingeteilt, der im April 1967 stattfinden sollte. Collins war dabei Reserve für Walter Cunningham. Am 22. Dezember 1966 wurde er als Pilot eines Apollo-Raumschiffs nominiert, mit dem im Dezember 1967 unter dem Kommando von Frank Borman die neue Mondlandefähre in einem Erdorbit getestet werden sollte. Diese Pläne wurden jedoch durch die Apollo-1-Katastrophe im Januar 1967 vereitelt.
Der für Dezember 1967 vorgesehene Flug wurde auf Dezember 1968 verlegt. Aus gesundheitlichen Gründen musste Collins jedoch Mitte 1968 aus dem Team ausscheiden, weil sich Bandscheibenprobleme im Halswirbelbereich entwickelt hatten. Collins wurde operiert. Während des Fluges konnte Collins aber von Houston aus an der Flugleitung als Verbindungssprecher (CapCom) mitarbeiten.
«Ich war glücklich, dort zu sein, wo ich war»
1969 wurde Michael Collins Teil der «Apollo 11»-Mission, bei der seine Kollegen Armstrong und Aldrin als erste Menschen am 20. Juli 1969 den Mond betraten. Collins drehte derweilen in der Kommandokapsel «Columbia» Warteschleifen, weswegen er of als der «vergessene Astronaut» bezeichnet wurde. Darauf angesprochen, ob er sich damals nicht als der einsamste Mensch der Welt gefühlt habe, sagte Michael Collins 2019: «Ich war sehr glücklich, dort zu sein, wo ich war, und zu sehen, wie sich diese komplizierte Mission abspielte.»
Collins entwarf übrigens das Missionsabzeichen von Apollo 11, auf dem ein Adler abgebildet war, der auf dem Mond landet.
Der Flug von Apollo 11 fand vom 16. Juli bis zum 24. Juli 1969 statt. Während Armstrong und Aldrin mit der Fähre Eagle zur Mondoberfläche hinabstiegen und die ersten Menschen auf dem Mond wurden, blieb Collins alleine in der Umlaufbahn. Anlässlich dieses Erignisses widmete die Band Jethro Tull Collins das Lied For Michael Collins, Jeffrey and Me.
Erster Direktor des National Air and Space Museum
Nach seinem Ausscheiden aus der NASA arbeitete Michael Collins von Juni 1970 bis April 1971 als Staatssekretär für Öffentlichkeitsarbeit beim US-Aussenministerium. Anschliessend wurde er der erste Direktor des National Air and Space Museum der Smithsonian Institution in Washington, D.C.
Am gestrigen Mittwoch, 28. April 2021, verstarb Michael Collins im Alter von 90 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Mit seinem Tod ist von den «Apollo 11»-Astronauten nur noch Buzz Aldrin am Leben. Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond, ist bereits 2012 verstorben.