Die in einem warmen Rot-Ton lackierte Maschine glitzert in der Sonne. Ein bulliger Sternmotor sitzt unter der Cowling, der Holzpropeller passt perfekt dazu. Der wunderschöne Doppeldecker wurde wohl erst kürzlich restauriert, könnte man meinen. Nun fällt der Blick ins Cockpit des scheinbaren Oldtimers. Und hier ist überraschenderweise ein Garmin-500-Glascockpit zu sehen. Schlagartig wird klar, dass hier kein nostalgischer Klassiker steht, sondern ein nagelneues Flugzeug.
WACO Classic Aircraft Corporation heisst das US-Unternehmen aus Battle Creek im amerikanischen Bundesstaat Michigan, das die Doppeldecker vom Typ YMF-5 seit Mitte der 1980erjahre baut. Sie werden nach Originalbauplänen des einstigen Flugzeugbauers Waco Aircraft Company aus Troy im amerikanischen Bundesstaat Ohio gefertigt. Dieser produzierte seit 1919 vor allem Doppeldecker-Flugzeuge, 1947 hörte das Unternehmen auf zu existieren. Der Käufer einer YMF-5D bekommt ein Neuflugzeug mit den Flugeigenschaften des Originals aus den 1930ern.
Flugplatz Dübendorf wird Dependance
Was hat das aber mit der Schweiz zu tun? Bei der WACO Classic Aircraft Corporation gab es im November einen Besitzerwechsel. Neuer Eigentümer ist die Dimor Group Inc. in Fort Lauderdale im amerikanischen Bundesstaat Florida. Die Dimor Group hat aber eine Dependance, und die sitzt am Flugplatz Dübendorf. Von hier aus sollen zukünftig Waco-Doppeldecker für europäische Kunden ausgeliefert werden. Der Chef von Dimor ist in Dübendorf gut bekannt, es ist der deutsche Unternehmer und Pilot Dieter Morszeck. Er war früher Eigentümer des Kofferherstellers Rimowa, den er mittlerweile zu 80 Prozent an ein französisches Unternehmen verkauft hat. Morszeck ist auch Initiator für den Nachbau des ersten Ganzmetall-Verkehrsflugzeugs Junkers F13, dessen Prototyp fliegt und in Dübendorf in Kleinserie endmontiert wird.
Das Besondere an der YMF-5D: Sie kann ähnlich wie etwa eine Harley individuell customized werden. Der Kunde sucht Farbe, Design und Leder selbst aus, man kann sie mit klassischen Anzeigen für VFR-Betrieb oder mit Garmin-500-Glascockpit für Flüge in IMC ausrüsten. Es gibt sie mit Radfahrwerk oder Amphibien-Schwimmern. Die YMF-5DF mit ihrem 300 PS Jacobs-Sternmotor ist anders als die meisten Doppeldecker dreisitzig. Vor dem Piloten können sich zwei Passagiere im offenen Cockpit den Fahrtwind über die Köpfe streichen lassen.