Auch am letzten Tag des diesjährigen Fliegerschiessens sind die Zuschauerzonen gut gefüllt. Über dem Wildgärst sind die Wolken dunkelgrau. Sie sehen aus, als könnten sie sich jederzeit entleeren. Doch nur einzelne Regentropfen fallen auf die Windjacken und Gesichter der rund 4000 Zuschauer. Die Super Pumas fliegen im Minutentakt an und lassen die von der Armee geladenen Gäste aussteigen. Auf direktem Weg fliegen sie zurück zum Militärflugplatz Meiringen, um weitere Passagiere aufzunehmen. 

Schiessen mit der Bordkanone

Um 14 Uhr ist es soweit: Zwei Boeing F/A-18 rauschen aus westlicher Richtung auf Augenhöhe der Zuschauer vorbei, stossen Flares aus und ziehen über den Kommandoposten (KP) weg. Das Publikum ist fasziniert. Es folgt das Schiessen mit der Bordkanone. Die F/A-18 fliegen aus West, Nord oder Süd an und geben mit der Bordkanone Schüsse auf drei verschiedene Ziele ab. Drei Fliegerschiessplätze gibt es in der Schweiz: Forel am Neuenburgersee, Axalp und Dammastock (Luft-Luft-Schiessen). Das Schiessen mit der Bordkanone ermöglicht den Piloten das Training mit dem Waffensystem. In der Umgebung auf der Axalp ist dies äusserst anspruchsvoll. Sie fliegen tief und nahe am Gelände. Sie treten nur kurz vor die Kulisse, um zu schiessen, danach degagieren sie rücklings wieder hinter dem Berg, um erneut die Bordkanonen vorzubereiten, die Funksprüche des Schiessleiters zu empfangen und den neuen Anflug einzuleiten. Dabei werden psychisch und physisch Höchstleistungen gefordert.

Grosses Feuerwerk aus Flares

Das Super Puma Display Team zeigt die Fähigkeiten des mittleren Transporthelikopter der Schweizer Luftwaffe. Er verabschiedet sich mit einem Schlussbouquet in Form eines Flare-Feuerwerks vor dem KP. Mit dem Ausstoss der Täuschkörper wird an diesem Nachmittag nicht gegeizt, sehr zur Freude der Zuschauer.

Personalintensiver Anlass

Jetzt, wenn die Demonstration in vollem Gange ist, kann sich auch das Personal verpflegen. Polizisten der Kantonspolizei Bern und Angehörige der Militärpolizei, Zivilschützer, Bergretter, Piloten und Sanitäter von Rettungshelikoptern setzen sich an diesen Tagen am Berg für die Sicherheit der Zuschauenden ein. Auf dem Militärflugplatz Meiringen sind rund 200 Angestellte im Einsatz. Zudem sorgen Mitarbeitende aus der Führungsunterstützung und der Logistik des VBS für die reibungslose Organisation des Anlasses. Ihnen spricht Luftwaffenkommandant Divisionär Peter Merz einen besonderen Dank aus.

Der Neue kommt

Aus Richtung West fliegen nun vier F/A-18 an. Am dritten Tag ist es keine Überraschung mehr, dass sie von zwei Lockheed Martin F-35 Lightning II der italienischen Luftwaffe flankiert werden. Einer der beiden F-35 präsentiert sich anschliessend mit zwei Vorbeiflügen. 

Luftpolizeidienst

Zu den Hauptaufgaben der Schweizer Luftwaffe gehört der Luftpolizeidienst. Dieser wird in Form von zwei Abfangübungen mit einem Super Puma und einem PC-7 sowie zwei F/A-18 und dem Pilatus PC-24 des Lufttransportdienstes Bundes vorgestellt. Es war gleichzeitig der letzte Flug dieses Pilatus PC-24. Das Flugzeug wurde verkauft und wird bald der neuen Besitzerin übergeben.

Fallschirmaufklärer

Zwei Pilatus PC-6 Porter lassen hoch über dem Gelände die Fallschirmaufklärer aussteigen. Diese entfalten Flaggen ihrer Kompanien, von SPHAIR und eine riesige Schweizer Fahne oder entzünden an den Füssen befestigte Rauchpetarden. Zwischen den beiden Zuschauerzonen Tschingel und KP verschwinden sie aus dem Blickfeld der Zuschauenden. Ihr Landeplatz liegt unterhalb. Einer der beiden Pilatusporter verabschiedet sich vor den Zuschauern.

Der Weg zum Jetpilot

Die Ausbildung zum Jet-Pilot beginnt bei der Schweizer Luftwaffe auf dem Pilatus PC-7. Danach wird auf den Pilatus PC-21 umgeschult. Dieses moderne Trainingsflugzeug ist darauf ausgelegt, Piloten optimal auf den Kampfjet vorzubereiten. Die drei Flugzeuge überqueren die Axalp in Formation, bevor der F/A-18 sein Solo Display absolviert. Die dynamische Vorführung des Swiss Hornet Display Teams mit Hauptmann Yannick «Fönsi» Zanata ist ein Höhepunkt. Fliegt er doch mit dem Staffelflugzeug der Fliegerstaffel 17, auf dessen Seitenruder ein Falke angriffig auf die Zuschauenden blickt. Auch «Fönsi» verabschiedet sich mit Flares. Das wird Oberstlt Daniel «Stampa» Stämpfli, der gleich den PC-21 vorstellt, nicht tun können. 

Die Sonderoperationskräfte

Die Aufgaben der Sonderoperationskräfte (KSK) sind heikel und höchst anspruchsvoll: Schutz, Intervention, Aufklärung im In- und Ausland, sowie die Rettung und Rückholung von Schweizer Bürgern im Ausland. Auf der Axalp demonstrieren sie eine Mission, wie sie im Konfliktfall vorkommen könnte. Bepackt mit schwerem Feuergerät lassen sich die Spezialisten vom Super Puma abseilen. Nach vollzogener Schiessübung verlassen sie die Szene wieder am Seil. 

«Die Schweizer Armee hat das Privileg in Frieden und Freiheit zu trainieren aber wir trainieren für den Ernstfall», gab Divisionär Merz seinen Gästen aus Politik und ausländischen Armeen zu Beginn des Tages mit auf den Weg. 

Der letzte Tanz der Saison gehört dem Tiger

Erneut fallen einige Tropfen aus den Wolken. Viele scheinen damit zu rechnen, dass der Regen jetzt einsetzt und beginnen hastig ihre Sachen zu packen, während die rot-weiss bemalten Northrop F-5 Tiger der Patrouille Suisse vor der zerklüfteten Felslandschaft für ein stimmungsvolles Finale dieser Flugsaison sorgen.