Mehrere erste Starts von neuen Raketen stehen in Europa kurz bevor. Ähnlich wie bei der Markteinführung eines neuen Produkts für Start-ups, aber mit einem buchstäblichen Start, können die Monate vor einem Erstflug für Unternehmen mit grossen Teams, vielen Einrichtungen und Betriebsabläufen kritisch sein, insbesondere ohne Startsystem, das Einnahmen generiert. Um diesen Zeitraum zu verkürzen, stellt die ESA insgesamt 44,22 Mio. € an Co-Finanzierung bereit und übernimmt damit eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung dieser Startunternehmen beim Übergang von der technischen Entwicklung zum Start der operativen Dienste.
An funktionierenden Raketen interessiert
Die ESA hat Verträge mit HyImpulse, Isar Aerospace, Orbex und der Raketenfabrik Augsburg verlängert. Die drei letztgenannten Unternehmen bereiten sich alle auf integrierte Tests ihrer Systeme vor. «Europas aufstrebende kommerzielle Anbieter von Startdiensten drängen auf ihre ersten Starts», sagt Toni Tolker-Nielsen, ESA-Direktor für Raumtransport. «Wir sind sehr daran interessiert, dass ihre Raketen funktionieren und das Angebot an europäischen Startdiensten diversifizieren.»
Unterstützung nach Rückschlag
Die Rocket Factory Augsburg (kurz RFA) hat bereits mit der Durchführung integrierter Tests an ihrer RFA One begonnen, erlitt jedoch während der Tests der ersten Stufe im Sommer einen Rückschlag. Die Kofinanzierung aus ESAs «Boost!»-Programm wird der RFA dabei helfen, die nächste Hardware für die erste Stufe für weitere Tests und den Start vorzubereiten. «Die RFA freut sich über die wachsende Unterstützung Deutschlands und Grossbritanniens im Rahmen des «Boost!»-Programms der ESA, das unsere Mission, kosteneffiziente und flexible Startlösungen anzubieten, beschleunigt. Es ist eine entscheidende Investition in den künftigen Zugang Europas zum Weltraum, die den Wettbewerb und die Innovation im gesamten Sektor fördert», sagt Jörn Spurmann, Mitbegründer und Chief Commercial Officer bei RFA.
«Kann nur ein Anfang sein»
Parallel dazu führt Isar Aerospace die integrierten Tests der Stufen seiner Trägerrakete Spectrum durch. Die Mittel dieses Boost!-Auftrags werden sich auf den Abschluss ihrer Testkampagne zur Vorbereitung des ersten Testflugs der Rakete konzentrieren. Darüber hinaus wird die ESA die Vorbereitungen für den zweiten Testflug der Spectrum-Rakete und den Ausbau der Produktionsanlagen am neuen Hauptsitz des Unternehmens in Vaterstetten, Deutschland, unterstützen. «Wir sind sehr ermutigt durch den Fokus der ESA auf die Kommerzialisierung mit Initiativen wie Boost! und der European Launcher Challenge, aber das kann nur der Anfang sein. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen Institutionen und Regierungen zu regelmässigen Kunden werden.» Stella Guillen, Chief Commercial Officer bei Isar Aerospace.
Start im nächsten Jahr
Der Boost!-Vertrag der ESA mit Orbex wird es dem Unternehmen ermöglichen, den ersten Demonstrationsflug seiner Prime-Trägerrakete durchzuführen. Er umfasst wichtige Schritte zur Qualifizierung der Kohlenstofffaser-Treibstofftanks sowie die integrierte Erprobung und den Start von Prime. Phil Chambers, CEO von Orbex, ist überzeugt, die Unterstützung treibe die Entwicklung voran und helfe, den ersten Start von Orbex Prime im nächsten Jahr zu erreichen. «Diese Programme sind von entscheidender Bedeutung für die Verwirklichung unserer gemeinsamen Ziele.»
Weiterentwicklung von Antrieb- und Avioniksystemen
HyImpulse hat in diesem Jahr erfolgreich seine suborbitale Rakete SR75 gestartet, so dass sich die Aktivitäten nun auf die Entwicklung der SL1 konzentrieren, einer dreistufigen Rakete, die 600 kg in eine sonnensynchrone Umlaufbahn bringen soll. Die Kofinanzierung von Boost! wird dazu beitragen, dass ein wesentlicher Teil der Teilsysteme, wie die SL1-Version des Hybridtriebwerks, die Antriebssysteme der dritten Stufe und die Avioniksysteme, für integrierte Tests weiterentwickelt werden. Für CEO Christian Schmierer ist die Vertragsverlängerung ein starkes Vertrauensvotum. «Dies ist ein wichtiger Schritt, um Europas Führungsrolle bei wissenschaftlichen, kommerziellen und strategischen Missionen zu sichern», sagte Christian Schmierer, CEO und Gründer von HyImpulse.