Die Ariane 6 ist die jüngste Rakete der europäischen Ariane-Serie. Sie löst die Ariane 5 ab. Das modulare und vielseitiges Design ermöglicht Missionen von der erdnahen Umlaufbahn bis in die Tiefen des Weltraums. «Eine neue Rakete wird nicht oft gestartet, und der Erfolg ist alles andere als garantiert. Es ist ein Privileg für mich, diesen historischen Moment miterlebt zu haben, als Europas neue Generation der Ariane-Familie erfolgreich abhob und damit den europäischen Zugang zum Weltraum wiederherstellte», sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher.

Erstflug mit Nutzlasten

Bei diesem Erstflug mit der Bezeichnung VA262 handelte es sich um einen Demonstrationsflug, mit dem die Fähigkeiten der Ariane 6 bei der Überwindung der Erdanziehungskraft und beim Betrieb im Weltraum unter Beweis gestellt werden sollten. Dennoch befanden sich mehrere Nutzlasten in Form von Satelliten und Experimenten verschiedener Raumfahrtbehörden, Unternehmen, Forschungsinstitute, Universitäten und junger Fachleute an Bord. Eine Stunde nach dem Start wurde die erste Gruppe von Satelliten in eine Umlaufbahn 600 km über der Erde in eine Umlaufbahn gebracht. 

Technische Demos

Mit der Platzierung der Satelliten in der Umlaufbahn konnte bewiesen werden, dass die Ariane 6 ihre Nutzlasten erfolgreich ins All bringen kann. Die Bodenkontrolle hatte auf diesem Flug aber noch mehr vor. Die Oberstufe der Ariane 6 sollte zeigen, dass sie ihr Vinci-Triebwerk mit Unterstützung des neuartigen Hilfsantriebs neu starten kann. Diese Fähigkeit zum Neustart sollte es der Ariane 6 ermöglichen, bei künftigen Flügen mehrere Nutzlastgruppen in verschiedenen Umlaufbahnen abzusetzen und sich am Ende ihrer Mission selbst aus der Erdatmosphäre zu entfernen, um sicherzustellen, dass sie nicht zu Weltraumschrott wird. Dieser Teil der Mission gelang nicht.

Hilfsantrieb versagte

Die Oberstufe der ersten Ariane 6 verbleibt mit samt den restlichen Nutzlasten im All. Das Verhalten von technischen Komponenten in der Mikrogravitation sei schwer voraussehbar und könne vorab nicht getestet werden, erläuterte Martin Sion, CEO der Ariane Group, in der anschliessenden Pressekonferenz. Zunächst zündete der Hilfsantrieb planmässig, schaltete kurze Zeit später aber wieder aus. Weshalb das passiert ist, will Arianespace anhand der Daten herausfinden. Dadurch wurden auch die beiden Wiedereintrittskapseln nicht aktiviert. Dies hätte laut Martin Sion zu noch mehr Weltraumschrott geführt.

Nächster Start

Der nächste Start einer Ariane 6 soll noch in diesem Jahr erfolgen. Dann als kommerzieller Flug mit Arianespace als Startdienstleisterin und Betreiberin. «Der Erfolg dieses ersten Fluges markiert den Beginn der operativen Karriere der Ariane 6, die Europa einen autonomen Zugang zum Weltraum ermöglicht», fügte Stéphane Israël, CEO von Arianespace, hinzu.