Die für den Erstflug platzierten Projekte stammen von etablierten Akteuren wie der NASA, von kommerziellen Raumfahrtanbietern sowie von Universitäten, deren Studierenden ihre allerersten Satelliten entwerfen. So vielfältig wie die Nutzlastkunden sind auch die Einsatzgebiete. So sollen mit den Satelliten Gammastrahlen gemessen, Wildtiere verfolgt, selbstheilende Solarzellen getestet, die Theorie der Schwarzkörperstrahlung bestätigt werden und vieles mehr. Es gibt Experimente, die am Nutzlastadapter der Rakete befestigt bleiben, und sogar Kapseln, die wieder in die Erdatmosphäre eintreten sollen, um neue Materialien zu testen. «Die unterschiedlichen Missionen, die beim Erstflug von neun Ländern und Dutzenden von Organisationen gestartet werden, sind ein perfekter Beweis für den Teamgeist, der hinter dieser Rakete steht, und für das Design, das ihr zugrunde liegt», Michel Bonnet, Leiter der Abteilung Ariane 6 Missionen und Systemtechnik und Verantwortlicher der ESA für den Ariane 6-Erstflug. 

Absetz-Manöver

Vier Entfaltungssysteme, darunter die Multi-CubeSat-Entfaltungssysteme RAMI und EXOpod, werden die Satelliten von der Ariane 6-Oberstufe absetzen. Die beiden Wiedereintrittskapseln und die neun Satelliten, die frei fliegen sollen, werden in der Reihenfolge ihrer Freisetzung an der Spitze der Rakete platziert, perfekt getimt, um nach dem Verlassen der Oberstufe in rund 600 km über der Erde, auf den Weg gebracht zu werden. Cubesat-Entfaltungssysteme sind wie eigenständige Mini-Trägerraketen, die eine Reihe von federbelasteten Ausstössen orchestrieren, um einen oder mehrere Miniatursatelliten zum richtigen Zeitpunkt, mit der richtigen Geschwindigkeit und in die richtige Richtung aus der Ariane-Trägerrakete zu schiessen und sie auf den Weg zu bringen. CubeSats haben keinen eigenen Antrieb, sie bleiben in der gleichen Umlaufbahn, in die sie die Ariane 6 ausschiesst. 

On-board-Kamera

Nicht alle Missionen werden frei fliegen. YPSat wird an der Oberstufe der Ariane 6 befestigt bleiben und die Mission aufzeichnen. Vier weitere Experimente werden fest verankert bleiben und ihre Arbeit während des gesamten Fluges der Rakete verrichten. «Wir hoffen, dass wir das Spektakel noch steigern können, wenn wir das Video vom Abschuss der Satelliten in die Erdumlaufbahn zeigen können», sagt Tatjana Mandil, Kommunikationsbeauftragte für YPSat während ihrer Arbeit als Ingenieurpraktikantin an den Mond-Gateway-Modulen.

Das Team der Ariane 6 an der Startrampe

«Der erste Flug einer neuen Rakete ist immer ein erstaunlicher Moment, da Hunderttausende von Details perfekt zusammenspielen müssen – und das zum ersten Mal in vollem Umfang», sagt Loïc Bourillet, Leiter der ESA-Beschaffung für den kollektiven Startdienst. «Anstatt nur eine träge Dummy-Nutzlast als Ersatz für grössere Satelliten zu starten, haben wir eine grosse Plattform, die auch die einzigartige Möglichkeit bietet, kleinere, datenerfassende Nutzlasten unterzubringen. Ich bin unglaublich zufrieden mit dem Ausmass der Raumfahrt-Hardware, die wir entworfen und gebaut haben. Es ist ein Zeugnis für den Erfindergeist unserer Generation.»