Der Waldbrand-Gefahrenindex war in Deutschland war ungewöhnlicherweise bereits Ende Juni bei tropischen Temperaturen und permanenter Trockenheit nahezu flächendeckend auf höchste Warnstufen geklettert. Seit 1. Juli steht nun im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern auf einem ehemaligen Militärgelände 50 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Schwerin die grösste Fläche in Flammen, die jemals in diesem Bundesland gebrannt hat. Mehr als 600 Hektar sind betroffen, mindestens vier Ortschaften mussten evakuiert werden. Die Rauchschwaden ziehen bis in die Hauptstadt Berlin.
Früherkennung bei Waldbränden
Wie aber funktioniert in Deutschland die Früherkennung bei Waldbränden? Dafür sind etwa im Süden die Mitglieder des Deutschen Flugbeobachtungsdienstes in der Luftrettungsstaffel Bayern zuständig. Bayern ist bei der vorbeugenden Waldbrand-Bekämpfung aus der Luft unter den 16 deutschen Bundesländern führend. Denn in ganz Bayern gehen in diesem zweiten Hitzesommer in Folge bereits jeden Tag in den Nachmittagsstunden Propellerflugzeuge in die Luft, um möglicherweise entstehende Waldbrände erkennen, die Rettungssstellen am Boden alarmieren und die Feuerwehren rasch zum möglichen Brandherd dirigieren zu können.
Mehr als 30 Stützpunkte sind in Bayern vorhanden, von denen ein Flugzeug mit Luftbeobachtern abheben kann. 2018 wurden von ihnen insgesamt mehrere tausend Einsätze geflogen. So ist jeder Punkt in Bayern in 20 Minuten erreichbar, wie der Deutsche Flugbeobachtungsdienst der Luftrettungsstaffel Bayern e. V. mit Sitz in Würzburg hervorhebt. Die Flugrouten werden bei einer hohen Warnstufe des sogenannten Waldbrand-Gefahrenindex zwischen Bezirksregierungen, Forstämtern und den ehrenamtlichen Piloten abgestimmt. So wird genau festgelegt, auf welchen besonders gefährdeten Routen nach möglichen Feuern Ausschau gehalten wird. Geflogen wird etwa zwei Stunden lang, zumeist in viersitzigen Cessna 172 oder Piper PA-28, manchmal aber auch mit zweisitzigen Motorseglern.
Bundeswehr und Bundespolizei im Dauereinsatz
Bricht wie jetzt in Mecklenburg-Vorpommern dennoch ein flächendeckender Waldbrand aus, können Mehrturbinen-Helikopter der deutschen Bundeswehr oder Bundespolizei des Typs Eurocopter Super Puma, EC 155 oder Sikorsky CH-53G mit Bambi-Buckets-Löschwasserbehältern ausgerüstet werden. Diese werden in Seen oder von Feuerwehrfahrzeugen befüllt und direkt über dem Brandherd entleert. Mindestens sechs Helikopter kommen nun auch bei dem verheerenden Waldbrand südwestlich von Schwerin zum Einsatz, damit sich das Feuer nicht noch weiter ausbreitet.
Die Hubschrauber von Bundeswehr und Bundespolizei sind seit Tagen ständig in der Luft, auch weil die Feuerwehr auf dem ehemaligen Militärgelände nicht überall am Boden zum Einsatzort gelangen konnte. Denn verborgene Munition auf dem Gelände kann explodieren und damit die Retter selbst in Gefahr bringen.
Löschflugzeuge künftig auch in Deutschland?
Löschflugzeuge, wie sie überall im Mittelmeerraum eingesetzt werden, gibt es in Deutschland nicht. Denn die Amphibienflugzeuge vom Typ Canadair CL215/415 mit ihren speziell ausgebildeten Crews das ganze Jahr über für einen möglichen Notfall vorzuhalten wäre bislang wohl unwirtschaftlich. Es gibt allerdings bereits Bestrebungen, zumindet eines dieser Löschflugzeuge in Zukunft auch in Deutschland zu stationieren.