Das «Nicollier»-Raketen-Projekt besteht aus 43 Studenten verschiedener Universitäten in und um Zürich. Die Höhenforschungsrakete baut auf den früheren Projekten von ARIS auf. Dabei konzentriert sich das Projekt besonders auf Zuverlässigkeit und Wiederverwendbarkeit.
Geführtes Bergesystem
Die 3,7 Meter lange Rakete verfügt über Sicherheits- und Navigationsinstrumente wie Druckluftbremsen zur Steuerung des Apogäums und ein geführtes Bergungssystem mit einem steuerbaren Fallschirm. Letzteres steuert den Fallschirm selbstständig zu einem sicheren und leicht zugänglichen Landeplatz. Bevor «Nicollier» starten durfte, musste das Team das System von Grund auf neu entwerfen. Unzählige Experten und ARIS-Alumni gaben hilfreiche Inputs. So konnte das Team aus früheren Raketenprojekten lernen, die bei ARIS gehostet wurden. Um einen Start zu gewährleisten, der alle Sicherheitskriterien erfüllt, validierte das Team jede Komponente einzeln in einer umfangreichen Testkampagne, die mit dem erfolgreichen Flight Readiness Review endete.
Sanfte Landung nach Fehlfunktion
Auf dem Waffenplatz im glarnerischen Wichlen warteten am 16. November mehr als 150 Zuschauer gespannt auf den Raketenstart. Vor der Kulisse einer atemberaubenden Berglandschaft hatte das Warten nach wenigen Stunden ein Ende: An einem kühlen Samstagnachmittag, nach einem Jahr Arbeit und unermüdlichen Vorbereitungen, startete «Nicollier» in die Lüfte. Während des 83 Sekunden langen Fluges beschleunigte die Rakete auf eine Höchstgeschwindigkeit von 413,96 Stundenkilometer und flog auf eine Höhe von 1015,0 Metern über der Startrampe. Leider verlief der erste Start nicht wie geplant: Aufgrund einer Fehlfunktion der Fallschirme funktionierte das geführte Bergesystem nicht. Die Rakete landete jedoch sanft auf einem schneebedeckten Hang. Da sie noch vollständig intakt war, beschloss das Team, aus dem ersten Start zu lernen und zwei Wochen später erneut zu starten.
Volltreffer!
Am Nachmittag des 30. November machte das Team die Rakete erneut startklar. Um 13:45 Uhr zündete der Raketenmotor und «Nicollier» stieg in den Himmel. Nach Erreichen eines Apogäums von 995,6 Metern über Grund wurde der Fallschirm entfaltet und leitete die Rakete zu ihrem festgelegten Landeplatz. Sie verfehlte ihren Landepunkt nur um 6,54 Meter, was laut dem Team als Volltreffer zu werten ist! «Nach mehr als einem Jahr unermüdlicher Bemühungen jedes Teammitglieds haben wir erfolgreich einen neuen Standard für die Bergung von Raketen in der Raketentechnik für Studenten gesetzt. Als Pioniere auf diesem Gebiet wollen wir andere inspirieren, indem wir beweisen, dass Wiederverwendbarkeit und Nachhaltigkeit in der Raketentechnik für Studenten nicht nur erreichbar sind, sondern auch erhebliche Vorteile mit sich bringen», sagt Projektleiter Felix Hattwig.
Grundlage für den Fortschritt
Über 100 Studenten arbeiteten vier Jahre lang in verschiedenen ARIS-Projekten an der geführten Rückführung im Flug. Und schliesslich, nach Tausenden von Arbeitsstunden, 18 Helikopter-Abwurftests und drei Raketenstarts, war die Rakete bereit für eine bahnbrechende Leistung in der studentischen Raketentechnik. Um eine Brücke zu zukünftigen Teams zu schlagen, auf denen sie aufbauen können, führten die «NICOLLIER»-Mitglieder eine detaillierte Daten- und Fehleranalyse durch. Daneben wurde eine umfassende technische Dokumentation fertiggestellt, in der jede Entscheidung, jedes Design, jeder Code und jedes Ergebnis aufgezeichnet wird, um eine solide Grundlage für den kontinuierlichen Fortschritt in den kommenden Jahren zu gewährleisten.