Die Minister der ESA-Mitgliedstaaten wollen Europas Raumfahrtambitionen stärken und gleichzeitig nachhaltiger machen. Die ESA soll die Art und Weise, wie sie ihre Programme durchführt, modernisieren. Beschaffungen sollen beschleunigt werden und die Rolle als Ankerkunde für kommerzielle Anbieter gestärkt werden, während gleichzeitig die Entwicklung von Spitzentechnologien und Programmen gefördert werden soll.

«Der Weltraum ist heute weit mehr als Weltraumforschung, Robotik und menschliche Erkundung», so Josef Aschbacher, Generaldirektor der ESA. Der Weltraum sei für den Wohlstand einer jeden Nation von strategischer Bedeutung geworden. «Raumfahrtpolitik ist Klimapolitik, Industriepolitik und Sicherheitspolitik. Sie ist ein entscheidendes Instrument zur Bewältigung globaler Herausforderungen», betonte Aschbacher. «Die Raumfahrt ist zu einem Thema am globalen Verhandlungstisch geworden. Europa muss sich aktiv an diesem Gespräch beteiligen.»

Nutzung des Weltraums

Erdbeobachtungsdaten aus dem Weltraum seien für die Erkennung des Klimawandels entscheidend gewesen, so die ESA. Sie will Europa nun dabei helfen, von der Überwachung zum Management überzugehen. Konkreter: In Zusammenarbeit mit internationalen Partnern – von denen viele nicht aus der Raumfahrtindustrie kommen – will die ESA die Nutzung des Weltraums für eine grüne Zukunft beschleunigen. Das Projekt wird auf mehreren bestehenden ESA-Aktivitäten aufbauen, darunter die Green Transition Information Factory, die Erdbeobachtungsdaten, Cloud Computing und modernste Analysemethoden nutzt, um politischen Entscheidungsträgern und der Industrie beim Übergang zur Kohlenstoffneutralität zu helfen, das Iris-System für eine satellitengestützte umweltfreundlichere Luftfahrt sowie die Bemühungen um die Nutzung von Weltraumdaten für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft, Energie und Verkehr, die vor kurzem im «grünen Dossier» der ESA aufgeführt wurden. Die ESA hat sich bereit erklärt, mit dem Generaldirektor für Klimapolitik der EU zusammenzuarbeiten, der die Bemühungen der Europäischen Kommission zur Bekämpfung des Klimawandels auf europäischer und internationaler Ebene leitet.

Und die Raumfahrt selber?

An der Ministerratskonferenz hat sich ESA dazu bereit erklärt, daran arbeiten, den ökologischen Fussabdruck aller Raumfahrtprojekte während ihres gesamten Lebenszyklus aktiv zu verringern und eine saubere und nachhaltige Raumfahrtindustrie zu fördern. Zudem forderten die Minister auf dem Weltraumgipfel öffentliche Organisationen und kommerzielle Raumfahrtunternehmen auf, ihre Absicht zu bekunden, in den kommenden Monaten eine Charta zum Schutz vor Weltraummüll zu unterzeichnen. 

Rückholservice

Die Minister haben ebenfalls einen Wettbewerb initiiert. Innovative Unternehmen mit Sitz in Europa, sollen einen Weltraumfracht-Rückholservice anbieten, bei dem ein europäischer kommerzieller Anbieter bis 2028 Nachschub zur Internationalen Raumstation liefern und Fracht zur Erde zurückbringen. Das Dienstfahrzeug könnte zu einem Besatzungsfahrzeug weiterentwickelt werden und schliesslich auch andere Ziele ansteuern, wenn die Mitgliedstaaten dies wünschen. Die öffentliche Finanzierung für die ersten Phasen des Projekts ist demnach bereits gesichert, im Rahmen des Wettbewerbs werden private Beiträge gesucht. Die zweite Phase wird Teil der Vorschläge für die nächste ESA-Ratstagung auf Ministerebene im Jahr 2025 sein. Durch eine Entscheidung auf dem heutigen Weltraumgipfel kann die ESA sofort mit den Arbeiten beginnen, um das ehrgeizige Ziel 2028 zu erreichen.

Raumtransport

Die Trägerraketen Ariane 6 und Vega-C werden in nächster Zeit den Zugang Europas zum Weltraum garantieren, aber das Paradigma des Trägermarktes habe sich radikal verändert, stellt die ESA fest. Deshalb müsse Europa die technischen und industriellen Kapazitäten für einen ununterbrochenen Zugang zum Weltraum aufrechterhalten.