Es war dem Kommandanten der Flieger Staffel 17 mit dem Nickname «Fondue» vorbehalten, die erste Landung eines F/A-18 mit der militärischen Immatrikulierung J-5017 auf einer Autobahn durchzuführen. Er tat dies um 9.59 Uhr gekonnt und eine Minute früher als geplant. «Es ist super gelaufen», sagte er nach der Landung gegenüber SRF, «es ist wie auf einer normalen Piste zu landen.» Er habe sich Mühe gegeben, möglichst sanft aufzusetzen, fügte er mit einem Lachen an. Minuten danach folgten die F/A-18 Nummer 2, 3 und 4. Die Landungen verliefen allesamt problemlos. Luftwaffenkommandant Peter Merz zeigte sich stolz auf «seine» Truppe. Er lobte die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Alles sei perfekt gelaufen, «cross the fingers, dass es so weitergeht», sagte er in einem Interview mit Blick-TV. Dezentralisierungsübungen, erläuterte Merz, werde es künftig jedes Jahr geben. Die Truppe müsse diese Fähigkeiten wieder erlangen, denn die Armee richte sich nun konsequent auf die Landesverteigung aus.
Übung auch für das Bodenpersonal
Simuliert wurde nach den Landungen auch ein Pneuplatzer bei einem rollenden F/A-18, damit auch das Notfall-Piquet einen Einsatz üben konnte. Das Bodenpersonal war wie auf dem Flugplatz im Einsatz, indes musste dazu die notwendige Infrastruktur auf die Autobahn verschoben werden. Auch das gehörte zur Übungsanlage. Nachdem die Piste kontrolliert, die Kampfjets aufgetankt, gewartet und für den Start vorbereitet waren, starteten drei F/A-18 mit anderen Piloten an Bord kurz nach 12 Uhr mit Nachbrenner wieder von der Autobahn Richtung Westen — auch das zum ersten Mal überhaupt —, nahmen an einer Trainingsmission teil und landeten danach erneut auf der Autobahn. Derweil wurde wie im Übungsplan vorgesehen am vierten Jet das Rad ersetzt. Am Nachmittag schliesslich starteten alle vier Kampfjets wieder, um auf die Homebase zurückzukehren.
Dezentralisierung
Die Luftwaffe verfügt heute nur über die drei Jet-Flugplätze: Payerne, Emmen und Meiringen. So hat sie alle Mittel an wenigen Orten konzentriert, was sie entsprechend anfällig und verwundbar macht. Um dieses Risiko zu minimieren, setzt die Luftwaffe unter anderem auf die Dezentralisierung als passive Luftverteidigungsmassnahme. Die Dezentralisierung beschreibt die Fähigkeit, die Menschen und das Material innert kürzester Zeit im ganzen Land zu verteilen. Die Mittel der Luftwaffe sollen nach Möglichkeit auch von dezentralen oder unter Umständen von improvisierten Standorten aus operieren können. Deshalb ist sie am 5. Juni 2024 im Rahmen der Übung «Alpha Uno» mit ihren F/A-18 auf der Autobahn A1 bei Payerne gestartet und gelandet.
Neben gewissen Autobahnabschnitten, die bereits in der Zeit des Kalten Kriegs für solche Einsätze ausgelegt wurden, eignen sich auch ehemalige, mittlerweile zivil genutzte Militärflugplätze für einen dezentralen Einsatz militärischer Luftfahrzeuge. Aber auch weitere mögliche Nutzungsoptionen werden geprüft. Durch die sich verschlechternde Sicherheitslage in Europa will die Armee ihre Verteidigungsfähigkeit in allen Wirkungsräumen umfassend und konsequent stärken.
Wir zeigen Ihnen erste, unkommentierte Impressionen der Autobahnlandungen und -starts vom 5. Juni 2024. Einen Hintergrundbericht dazu werden wir im «Cockpit» Nr. 7, welches am 12. Juli erscheinen wird, publizieren.