Ihre Fans halten sie für unsterblich – die Junkers Ju 52 der Lufthansa Berlin Stiftung. Seit 1986 flog sie mehr als 250'000 Rundfluggäste über Deutschland. Die Lufthansa gab allerdings im April 2019 überraschend bekannt, dass die Maschine nicht mehr fliegen werde. Sie solle stattdessen künftig in einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Jetzt wurde bekannt, welches Museum das ist: Der Verein «Quax-Flieger» am Flughafen Paderborn im Bundesland Nordrhein-Westfalen erhält den begehrten Zuschlag. Dort soll die berühmte Junkers zukünftig in einem Hangar ausgestellt werden. Die Quax-Vereinsmitglieder betreiben zahlreiche Oldtimerflugzeuge und gehen mit ihnen in die Luft. Die Ju 52 wird aber nicht mehr fliegen.
Beeinflusst vom Absturz der Schweizer Ju 52?
Bereits ab der Mitte der Flugsaison 2015 war die Ju 52 für längere Zeit wegen eines Mittelholmbruchs gegroundet gewesen. Dieser musste aufwändig repariert werden. 2018 hob der Oldie wieder ab, der bis heute mehr als 11'000 Flugstunden für die Lufthansa Berlin Stiftung absolvierte. Vermutlich beeinflusst vom Absturz der schweizerischen Ju 52 HB-HOT im August 2018 in den Alpen mit 20 Todesopfern, entschloss sich die Lufthansa aber 2019, ihren bislang üblichen finanziellen Zuschuss zum Betrieb der Maschine an die Stiftung einzustellen. Damit war der Flugbetrieb der Ju 52 nicht mehr möglich. Der zerlegte Oldtimer ist seither in einer Halle in Bremen eingelagert.
Bewegte Zeiten erlebt
Die D-AQUI – gebaut 1936 bei den Junkers Werken im deutschen Dessau – hatte aber auch früher schon bewegte Zeiten und gleich mehrere Wiedergeburten. Anfangs als Wasserflugzeug auf Schwimmern bei der damaligen Luft Hansa eingesetzt, ging die Ju schon nach zwei Monaten Einsatz nach Norwegen zur dortigen Fluggesellschaft DNL. 1940 dann die Rückkehr zur Luft Hansa, um nach Kriegesende erneut bei der DNL in Skandinavien eingesetzt zu werden. Durch den strapaziösen Einsatz als Frachtflugzeug im Salzwasser der Nordsee wurde es notwendig, den Rumpf der D-AQUI gegen den einer besser erhaltenen Junkers auszutauschen. An diesen wurden dann Flächen und Leitwerksteile des Originals montiert.
Als Frachtflugzeug in Südamerika
Bereits 1956 drohte der damals gerade 20 Jahre alten Maschine zum ersten Mal der Zwangs-Ruhestand. Er wurde glücklicherweise abgewendet. Denn ein südamerikanisches Luftfahrtunternehmen hatte Bedarf für ein robustes Frachtflugzeug, die Paradedisziplin einer Ju 52. Anstelle der Schwimmer bekam die Ju im ecuadorianischen Quito wieder Räder montiert und flog so im Amazonasgebiet. Ende der 1960er-Jahre wurde die Ju 52 in die USA verkauft. Dort flog sie später unter dem Namen «Iron Annie» mit einer imaginären deutschen Luftwaffen-Lackierung auf Airshows. Verantwortliche der Lufthansa holten die Maschine in den 1980er-Jahren zurück nach Deutschland. In der Hamburger Werft der Kranich-Linie folgte anschliessend eine Totalüberholung. Passend zum 50. Geburtstag der D-AQUI und 60 Jahre nach dem ersten Linienflug der alten Luft Hansa war die Maschine 1986 wieder flugtüchtig. Sie besass aber keine originalen BMW-Motoren mehr wie die Maschinen der Ju-Air, sondern einfacher zu wartende und gebräuchlichere Pratt&Whitney. Dreiblattpropeller machten ihre Triebwerke etwas leiser. Dennoch wurde sie überall am charakteristischen Fluggeräusch erkannt.
Wird eine Schweizer Ju 52 wieder fliegen?
Von mehr als 4800 gebauten Maschinen einschliesslich Lizenzbauten ist heute nur noch eine Ju 52 des fliegenden Museums La Ferté Alais in Frankreich flugfähig, vermutlich noch eine weitere Ju 52 in den USA. Die Chancen stehen aber nicht schlecht, wieder eine Ju 52 in Mitteleuropa am Himmel erleben zu können. Eine der drei Ju 52 der Ju-Air wechselte vor kurzem den Eigentümer. Sie wird derzeit am Flughafen Altenrhein für die Junkers Flugzeugwerke AG restauriert, modernisiert und auf US-Sternmotoren umgebaut. Läuft alles nach Plan, könnte sie bereits 2022 wieder in der Schweiz abheben.