Der 4. August 2018 wird als schwarzer Tag in die Geschichte der Schweizer Aviatik eingehen. Zwei Flugzeugabstürze forderten insgesamt 24 Tote. Eine Ju 52 der Ju-Air mit 17 Passagieren und drei Besatzungsmitgliedern an Bord verunglückte am späten Samstagnachmittag auf der südlichen Seite unterhalb des Segnespass, dem Alpenübergang von Flims (GR) nach Elm (GL). Alle Insassen kamen dabei ums Leben.
Wenige Stunden zuvor stürzte westlich oberhalb von Hergiswil (NW) eine Socata TB-10 Tobago in ein Waldstück ab. Keiner der vier Insassen, eine Familie mit zwei Kindern, überlebte.
Tragweite des Unglücks macht betroffen
An der heutigen Medienkonferenz informierten Andreas Tobler von der Kantonspolizei Graubünden und Daniel Knecht, Leiter der Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST über bisher vorliegende Erkenntnisse des Absturzes der Ju 52. Er habe schon viele Flugunfälle untersucht, doch «die Tragweite dieses Unglücks hat auch uns betroffen gemacht», sage Knecht. Sie würden alles daran setzen, den Unfall aufzuklären. «Wir schliessen nichts aus und halten die Augen offen.» In Spekulationen würden sie sich indes nicht versteigen.
Nahezu senkrecht aufgeprallt
«Aufgrund des Lagebildes, das wir an der Unglückstelle angetroffen haben, ist die Ju 52 nahezu senkrecht und mit relativ hoher Geschwindigkeit auf den Boden geprallt.» Eher ausgeschlossen werden könne eine Kollision mit mit einem anderen Fluggerät oder einem Kabel. Die Untersuchungen würden komplex werden, da die Ju 52 über keine absturzresistenten Aufzeichnungsgeräte (Blackbox) verfügte. Die hohen Temparaturen, so Knecht, führen zu einer Verdünnung der Luft, was die Leistungen der Motoren beeinträchtige. «Sie sind aber wie die Wetterbedingungen nie die Ursache für einen Unfall, sondern allenfalls wie damit umgegangen wird.» Man könne zum Beispiel die Zuladung reduzieren und die Flugtaktik anpassen. Hitze allein sei keine Gefahr, der sichere Umgang damit sei aber anspruchsvoller und es brauche dazu Erfahrung.
«Wir alle haben einen grossen Verlust erlitten»
«Der 4. August 2018 ist der schwarze Tag in der Geschichte der Ju-Air», sagte Gründer und CEO Kurt Waldmeier. «Wir sind tief traurig über den Unfall und denken an die 17 Passagiere, unsere drei Crewmitglieder und an die Familien und Freunde der Verunglückten. Wir sprechen ihnen unser tief empfundenes, herzliches Beileid aus. Wir alle haben einen sehr grossen Verlust erlitten.» Die Maschinen der Ju-Air würden ausschliesslich durch sehr erfahrene Berufspiloten geflogen und durch eigene Techniker streng kontrolliert und gewartet. Seit 1983 hatte die Ju-Air keine Unfälle mit Verletzten zu verzeichnen. Die Ju-Air hat inzwischen den Flugbetrieb vorläufig eingestellt.
Zwei Kapitäne mit grosser Erfahrung
Der Flug vom Samstag wurde laut Waldmeier durch zwei Flugkapitäne durchgeführt. Die beiden Piloten sind ehemalige Linienpiloten und Piloten der Schweizerischen Luftwaffe. Der eine Kapitän war 62 Jahre alt und mehr als 30 Jahre lang Linienpilot. Er flog mehr als 30 Jahre bei Swissair und Swiss, zuletzt als Kapitän auf Airbus A330 und A340. Bei der Luftwaffe flog er insgesamt 28 Jahre als Militärpilot. Seit 2004 flog er regelmässig die Ju 52. Er hatte auf dem Muster bereits 943 Flugstunden und war damit einer der erfahrensten Piloten der Ju-Air. Er hinterlässt seine Lebenspartnerin.
Der zweite Kapitän war 63 Jahre alt und seit 2013 bei Ju-Air; er hatte 297 Stunden Flugerfahrung auf der JU-52 und war 30 Jahre Militärpilot bei der Luftwaffe und mehr als 30 Jahre Linienpilot bei Swissair, Swiss und Edelweiss – zuletzt als Kapitän auf Airbus A330 und A340. Er hinterlässt seine Frau und zwei Söhne. Die Flugbegleiterin war 66 alt und hinterlässt ihren Lebenspartner.
Grosse Betroffenheit in der Schweizer Aviatikszene
Wie es am Piz Segnas zum tragischen Unglück kam, sei unklar, sagte Waldmeier. «Niemand hat ein so grosses Interesse wie die Ju-Air, dass die Ursachen aufgeklärt werden, damit ein solches Unglück nie wieder geschehen kann.»
Beide tragischen Flugunfälle lösen grosse Betroffenheit aus und hinterlassen die Schweizer Aviatikgemeinde traurig und fragend nach dem Warum.
Die Redaktion des «Cockpit» spricht allen Hinterbliebenen der Opfer das tief empfundene Beileid aus.