Am 16. Dezember 1939 – einem Samstag – wurde im Sitzungszimmer der Nidwaldner Kantonalbank Stans der Grundstein zur Pilatus Flugzeugwerke AG gelegt. Anwesend an dieser ersten Sitzung waren unter anderem der Industrielle Emil Bührle, der Geschäftsmann Antoine Gazda, Nationalrat Henri Berthoud, Ständerat Remigi Joller und Direktor Maurice Villars. Vorangegangen war am 21. Oktober 1938 die Gründung einer Studiengesellschaft mit dem Zweck der Projektierung, Finanzierung und Gründung einer privatwirtschaftlichen Firma zur Herstellung von Flugzeugen und Flugzeugbestandteilen in der Schweiz. Beteiligt an dieser Studiengesellschaft waren neben hochrangigen Vertretern der Maschinenindustrie wie Ernst Dübi, Emil Bührle, Antoine Gazda (Vizepräsident) und Hans Sulzer auch der Schweizer Ballonpionier und Mitbegründer des Aero-Clubs der Schweiz, Emil Messmer (Präsident).
Die ersten aviatischen Pionierunternehmen in der Schweiz
Zwar gab es in der Schweiz zu dieser Zeit schon eine Flugzeugindustrie, doch war diese trotz der sehr guten allgemeinen Industriebasis und einer sehr starken akademischen Unterstützung durch das Institut für Aerodynamik, geleitet von Prof. Jakob Ackeret, relativ überschaubar und grösstenteils abhängig von Aufträgen der Kriegstechnischen Abteilung (KTA) der Eidgenossenschaft. Die auslaufende Weltwirtschaftskrise traf die noch junge Flugzeugindustrie in allen Ländern besonders hart und führte in der Schweiz zu einer Stagnation der Entwicklung und einer Fokussierung auf Lizenzbauten. Die während des Ersten Weltkriegs gegründete Abteilung für Flugzeugbau in der Eidgenössischen Konstruktionswerkstätte (K+W) Thun zum Beispiel entwickelte unter der Leitung des Chefkonstrukteurs August Haefeli zwischen 1916 und 1924 sechs Flugzeugtypen, beschränkte sich aber nach Haefelis Abgang auf die Lizenzfertigung von Dewoitine- und Fokker-Flugzeugen. Die von Alfred Comte 1923 in Oberrieden am Zürichsee gegründete Flugzeugfabrik musste trotz einigen Erfolgen 1935 aufgeben.
Pilatus wird gegründet
Der Kriegsausbruch im September 1939 brachte eine radikale Veränderung der Voraussetzungen. Trotz den Risiken liessen sich Emil Bührle, Antoine Gazda und die Elektrobank (später Elektro-Watt) nicht davon abhalten, ein neues Werk zu gründen: die Pilatus Flugzeugwerke AG. In der Elektrobank fand Bührle einen in seinen Worten «weitsichtigen, grosszügigen und rasch entschlossenen dritten Partner». Obschon die Bauarbeiten unverzüglich in Angriff genommen wurden, dauerte es bis Mitte 1941, bis eine erste Halle bezugsbereit war. Die unerwartet schlechte Beschaffenheit des Baugrundes – auf einer Seite ein Sumpf, auf der anderen eine Felswand mit der Gefahr von Hangrutschen – sowie die Remobilisation im Mai 1940 führten zu erheblichen Mehrkosten und Verzögerungen.
Am 5. Februar 1942 wurde in Anwesenheit von General Guisan das Werk feierlich eröffnet. Abschliessend ein Zitat von Emil Bührle aus dem Protokoll der konstituierenden Verwaltungsratssitzung, welche um 11.30 h im Anschluss an die Gründungsversammlung vom 16. Dezember 1939 abgehalten wurde: «Meine Herren, Sie wissen, dass verschiedene Leute, auf deren Hilfe wir gezählt hatten, uns in letzter Minute im Stich gelassen haben, mit der Begründung, es sei nun einmal doch zu spät. Ich hoffe, dass die Devise: ‹Besser spät als nie› hier recht behalten wird und ich wünsche unserer neugegründeten Gesellschaft ein herzliches Glückauf.»
Der nebenstehende Clip – ein digitalisierter und restaurierter Werbefilm des PC-6 Porter aus dem Archiv von Rheinmetall Air Defence – ist auch als kleines Geburtstagsgeschenk für die Pilatus Flugzeugwerke AG gedacht.
Dies ist ein Auszug aus dem Artikel «Das Wagnis» von Dr. Moritz Vischer. Der ganze Beitrag ist in der nächsten gedruckten Ausgabe 12/22 von «Cockpit» nachzulesen (erscheint ab dem 16. Dezember). Verpassen Sie keine Ausgabe und bestellen Sie noch heute ein Abo. Einzelne Ausgaben können unter diesem Link bestellt werden.