Jüngere Generationen dürften sich kaum noch an den Bordingenieur erinnern. Er sass hinter den Piloten und überwachte die Instrumente. In den 1980er-Jahren wurde seine Tätigkeit nach und nach von Computern übernommen. Das zwei-Personen-Cockpit wurde zum Standard.

Druck auf Gremien

Die zunehmende Automatisierung erlaubt Beratungen über das Single-Cockpit bei Zivilluftfahrzeugen. Zwei spezifische Konzepte, der erweiterte Flugbetrieb mit Mindestbesatzung (eMCO) und der Betrieb mit nur einem Piloten (SiPO), werden derzeit für eine kurz- und mittelfristige Umsetzung in Betracht gezogen. Beide Konzepte würden die derzeitige Anzahl der erforderlichen Piloten im Cockpit zumindest während gewissen Phasen des Flugbetriebs auf einen einzigen Piloten reduzieren. Pilotenorganisationen erkennen in solchen Konzepten ein erhebliches Sicherheitsrisiko. 

«Your Safety starts with 2»

«Ihre Sicherheit beginnt mit Zwei», sagen die International Federation of Air Line Pilots' Associations (IFALPA), European Cockpit Association (ECA) und Air Line Pilots Association, Int'l (ALPA). Sie haben sich in einer Koalition zusammengeschlossen und wollen sich gemeinsam gegen die Pläne wehren. Dabei kritisieren sie den Druck, der auf die Luftfahrtgremien ausgeübt wird, um die Umsetzung der Konzepte voranzutreiben. 

Abläufe sind für ein Team konzipiert

«Jeder Aspekt Ihres Fluges – das Flugzeug, seine Systeme, die für den Flug geltenden Vorschriften und Normen sowie die Verfahren, welche die Piloten befolgen, sind absichtlich für ein Team konzipiert, das auf dem Flugdeck zusammenarbeitet», schreiben ALPA-Präsident Kapitän Jason Ambrosi, IFALPA-Präsident Kapitän Jack Netskar, und ECA-Präsident Kapitän Otjan de Bruijn in einem kürzlich erschienenen Beitrag. 

«Nein, wir sind keine alten Männer, die sich gegen neue Technologie wehren.»
IFALPA-Präsident Kapitän Jack Netskar

Studie bestätigt hohe Arbeitsbelastung

Die Piloten beziehen sich in ihrer Argumentation auch auf eine Studie der NASA und der Federal Aviation Administration aus dem Jahr 2017. Die Resultate dieser Simulationen zeigen zwar, dass die Arbeitsbelastung beim Betrieb mit nur einem Piloten im Vergleich zum Betrieb mit zwei Piloten erheblich zunimmt. Sie hält aber auch fest, dass die Piloten in allen Fällen in der Lage waren, die Auswirkungen der Fehlermodi in allen Besatzungskonfigurationen zu überwinden. Zudem wurden die Tests mit einer heutigen Cockpitausstattung durchgeführt. Die erhobenen Daten sollten der Identifizierung von Technologien dienen, die den Betrieb mit zwei Besatzungsmitgliedern verbessern und/oder möglicherweise einen zukünftigen Betrieb mit reduzierter Besatzung und/oder mit nur einem Piloten ermöglichen könnten.

Technologie ersetzt keine Menschen

Trotz der Entwicklungen im Bereich der Automatisierung und verbesserter Technologien auf dem Flugdeck sind die Pilotenorganisationen überzeugt, dass zwei Piloten am Steuer weiterhin das wichtigste Sicherheitsmerkmal eines Flugzeugs darstellen. «Nein, wir sind keine alten Männer, die sich gegen neue Technologie wehren», sagt Netskar anlässlich einer Pressekonferenz. «Im Gegenteil: Wir befürworten neue Technologien, wenn sie uns helfen, sicherer zu fliegen.» Dennoch gibt es für ihn und seine Kollegen keine Alternative zur Zweierbesetzung im Cockpit: Weil Menschen technologische Lücken schliessen, indem sie auf äussere Einflüsse wie beispielsweise Vogelschläge oder Dekompression infolge einer defekten Frachttür sofort reagieren können. Technologie, egal wie ausgeklügelt, ist für sie kein Ersatz für Piloten auf dem Flugdeck.