Der Luftraum um den Flughafen Zürich besteht heute aus zwei CTR (Kontrollzonen bis auf den Grund) und 17 TMA (Nahverkehrszonen mit verschiedenen Höhen-Untergrenzen). Die Flugsicherung Skyguide nutzt diese Zonen zur Führung und Überwachung der An- und Abflüge. Ein im Frühling vom BAZL in die Vernehmlassung geschickter Vorschlag für ein Redesign des Luftraums Zürich basiert auf einer Vergrösserung der CTR/TMA-Sektoren mit gleichzeitig herabgesetzten TMA-Untergrenzen. Damit soll die Luftraumkomplexität entschärft werden, was der AeCS in seiner Stellungnahme grundsätzlich in Frage stellt. Ausserdem fanden laut AeCS im Redesign-Vorschlag zusätzliche Luftraumbedürfnisse für die Einführung neuer und präziserer An- und Abflugverfahren Eingang. Vertiefte Abklärungen hätten indes ergeben, dass die heutige Luftraumstruktur diese Anforderungen bereits erfüllt.
Sicherheit nimmt ab, die Umweltbelastung zu
Der Aero-Club der Schweiz hält unter anderem fest, dass das Redesign in dieser Form zu einer erheblichen Verschlechterung der Sicherheit für die nach Sichtflugregeln fliegenden Luftfahrzeuge führe. Trotz aller Sorgfalt bei der Planung und Vorsicht bei der Durchführung des Fluges würden die Luftraumverletzungen voraussichtlich sogar deutlich zunehmen. Die vorgeschlagene Veränderung des Luftraums um den Flughafen Zürich mit den abgesenkten TMA-Untergrenzen würde zudem die Umweltbelastung durch längere Flugwege erhöhen. Bisherige Bemühungen und Massnahmen zum Schutz der Umwelt würden zunichte gemacht. Zudem hätten tiefer fliegende Flugzeuge, seien es Verkehrs- oder Leichtflugzeuge, vermehrte Lärmreklamationen aus der Bevölkerung zur Folge.
Höhere Belastung von Skyguide
Der Flugplatz Speck-Fehraltorf im Zürcher Oberland beispielsweise würde neu innerhalb der CTR Zürich liegen und damit in den Kontrollbereich des Zürcher Kontrollturms fallen. Jede der jährlich mehr als 20'000 Bewegungen würde eine Freigabe von Zürich Tower benötigen. Der AeCS fragt sich, ob Skyguide in der Lage wäre, diesen zusätzlichen Aufwand zu bewältigen, nachdem die Fluglotsen schon heute von «zuviel Druck im System» sprechen.
Existenzielle Gefährdung von Flugplätzen
Auch die volkswirtschaftlichen Konsequenzen wären nach Einschätzung des AeCS fatal. Abgesenkte TMA-Grenzen entziehen Flugplätzen, Flugschulen und Fluggruppen innerhalb und rund um den Luftraum Zürich den zur Ausbildung von Piloten notwendigen Luftraum. Auch Luftsportaktivitäten würden erheblich eingeschränkt oder gar verunmöglicht. Betroffen wären etwa die Flugplätze Birrfeld, Buttwil, Speck-Fehraltorf und Sitterdorf, um nur einige zu nennen. Diese wären dadurch existenziell gefährdet.
AeCS macht Vorschläge
Der Dachverband der Leicht- und Sportaviatik hält fest, dass er dem «Proposed Design» des Luftraums Zürich in keiner Weise zustimmen könne. Das vorgeschlagene Konzept nehme unter anderem einseitig auf die Interessen der Grossluftfahrt und des Flughafens Zürich Rücksicht. Der AeCS spricht sich indes für eine Luftraumstruktur aus, welche allen Luftraumbenützern den Zugang zum Luftraum ermöglicht und schlägt vor, das sogenannte «Listening Squawk» mit Transponderzonen und Hörbereitschaft für die Piloten, einzuführen. Damit würden auch Leichtflugzeuge für die Controller nicht nur sichtbar, sondern auch erreichbar. Luftraumverletzungen könnten so laut AeCS erheblich reduziert werden.
Sicherheitsüberprüfung Flughafen Zürich deckte Mängel auf
Das BAZL hat das Luftraum-Redesign auf Antrag der Flughafen Zürich AG, der Fluggesellschaft Swiss sowie von Skyguide initialisiert. Begründet wurde deren Antrag unter anderem mit festgestellten Sicherheitsmängeln, welche anlässlich einer Sicherheitsüberprüfung des Flughafens Zürich im Jahr 2012 zutage gefördert wurden. Unter anderem berge die Komplexität des Luftraums die Gefahr von Luftraumverletzungen. Eine erste Machbarkeitsstudie «Vereinfachung Luftraum Zürich» wurde 2017 indes abgebrochen, nachdem gemäss Schlussbericht «der Implementierungsaufwand in keinem Verhältnis mehr zu den geringer werdenden operationellen Verbesserungen» gestanden hätte.
Insgesamt 33 Regionalverbände, Spartenverbände, Flugplätze und Flugsportgruppen des Aero-Clubs der Schweiz haben dem BAZL ebenfalls eine Stellungnahme eingereicht, welche auch in die konsolidierte Stellungnahme des AeCS einflossen.
Aero-Club der Schweiz
Der AeCS ist der Dachverband der Allgemeinen Luftfahrt für die Leichtaviatik und den Luftsport. Er zählt rund 24’000 Mitglieder und ist in den acht Fachsparten Motorflug, Segelflug, Ballonfahren, Modellflug, Helikopter, Fallschirmspringen, Microlight und Amateurflugzeugbau sowie in 36 Regionalverbände gegliedert. Die Leichtaviatik ist die eigentliche Wiege der Luftfahrt. Sowohl Militär- als auch Berufspiloten erhalten auf den Kleinflugplätzen ihre fliegerische Grundausbildung auf Leichtflugzeugen. Als Dachverband der Allgemeinen Luftfahrt fördert und unterstützt der AeCS den fliegerischen Nachwuchs auf allen Stufen, ebenso den Luftsport. Der AeCS setzt sich auch für günstige Rahmenbedingungen und angemessene Infrastrukturen auf Flugplätzen und im Luftraum ein. Der Aero-Club der Schweiz wurde vor 117 Jahren gegründet und betreibt sein Zentralsekretariat seit 1969 im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern.