Simone, Elfriede und Briga sind nicht unbedingt als Schönheiten zu bezeichnen. Obendrein bewegen sie sich aufgrund ihrer Volumens relativ langsam. Was sie aber haben ist Biss! Viel Biss; und den mussten Sie angesichts ihrer Aufgaben auch an den Tag lagen. Simone, Elfriede und Briga sind gewaltige Betonfräsmaschinen, die die 40 Zentimter dicke Oberflächenschicht der Stuttgarter des Piste abgetragen und sie über eine Förderband den bereitstehenden LKW’s zum Abtransport auf ihre Kipper geladen haben.

Nur eine Lande- und Startbahn

Auf 1200 Metern war es am Stuttgarter Airport am Ostteil der insgesamt 3345 Meter langen Start- und Landebahn wichtig, der Pistenoberfläche neuen Halt zu verleihen. Man spricht dabei von einer Teilerneuerung. Eine Massnahme, der jede Landebahn je nach Belastung von Zeit zu Zeit unterzogen wird.

Stuttgart hat den Nachteil, nur eine Start- und Landebahn zu besitzen, trotz 125'000 Starts und Landungen pro Jahr und rund 10 Millionen Passagieren. Das heisst: Planer und Unternehmen, die Simone, Elfriede und Briga einsetzten, mussten für die erste Phase alles exakt miteinander abstimmen. Bei Massnahmen dieser Art ist zu Gunsten möglichst kurzer Wege ein eigenes Betonmischwerk vor Ort erforderlich.

Covid kam der Sanierung entgegen

Die Planung sah die Verfügungsstellung der Massnahmen für den 7. Februar vor. Dazu wurde ein Teil des Geländes neben der Autobahn zwischen Stuttgart und Ulm eine Mischanlage mit Zwischenlagen für Sand, Kies und Zement errichtet. Zwischenzeitlich erteilte das zuständige Ministerium für Verkehr die Befreiung der Betriebspflicht, um einen vorzeigen Baustart am 6. April ohne Flugbetrieb starten zu können. Die Covid-19 Pandemie kam den Erneuerungsmassnahmen so gesehen positiv entgegen. Bundes- und weltweit war der Flugverkehr ohnehin fast zum Stillstand gekommen. Doch trotz genügender Startbahnlänge wären die Einschränkungen zur Abwicklung des Flugverkehrs deutlich grösser gewesen als in diesem Frühjahr.

Ab dem 6. April frassen sich Simone, Elfriede und Briga in die Oberfläche des Betons, der einer Grunderneuerung bedurfte. Insgesamt 70 LKW’s und Grossgeräte wie etwa auch Meisselbagger waren fortan im Einsatz. Sogenannte Betonfertiger mit 15 Meter Breite und vier Meter Länge wurden mit frischem Beton beschickt, der zuvor im Mischwerk aufbereitet wurde. Stück für Stück erneuerten sie etwa 1500 der insgesamt 3600 Betonplatten in der Grösse von 7,5 x 7,5 Metern.

Nach 17 Tagen Stillstand Flugbetrieb wieder aufgenommen

Nach 17 Tagen völligen Stillstands des Flugbetriebs wurde am 23. April trotz weiterlaufender Arbeiten ein eingeschränkter Flugbetrieb auf 1975 Meter Länge wieder möglich. In einer weiteren Phase konnte am 21. Mai der Baustellenbereich verkleinert und die Runway dafür auf insgesamt 2475 Meter verlängert werden. Dazu waren einige Umbauten nötig: Markierungen und Beschilderungen auf der Startbahn und auf den Rollbahnen mussten geändert und Befeuerungen und Sender für die Piloten erneut angepasst werden. Der Sicherheitszaun zwischen der Baustelle und dem Luftsicherheitsbereich wurde ebenfalls versetzt.

Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung der Flughafen Stuttgart GmbH, sagte dazu: «Wir sind gleich ab dem vorgezogenen Start der Arbeiten am 6. April sehr gut vorangekommen. Unsere Projektpartner, allen voran die für die Betonarbeiten zuständige Strabag, haben dabei Aussergewöhnliches geleistet. Unser Dank gilt allen Beteiligten, vom Bauleiter bis zum Baggerfahrer und Eisenflechter, für ihr tolles Engagement. Ein Grossteil der Arbeiten ist bereits abgeschlossen.»

Ohne die beschleunigte Durchführung der Bauarbeiten hätten die Baumassnahmen deutlich länger gedauert. Ab morgen, 18. Juni 2020 kann wieder die volle Pistenlänge von 3345 Meter von den Flugzeugen in Anspruch genommen werden.