Die Air Defender 2023 gilt als grösste Verlegungsübung für Luftstreitkräfte in der Geschichte der NATO. Geübt werden soll nach dem Prinzip «Train as you fight», also möglichst real trainieren. Die Ausbildung und Schulung der Streitkräfte, die Wartung der Ausrüstung und Technik und die Zusammenarbeit zwischen den Soldatinnen und Soldaten der verschiedenen Nationen sollen durch Air Defender gefestigt und verbessert werden.
Vier Jahre Vorbereitungszeit
Bereits 2019 begannen die Bundeswehr mit Vorarbeiten für eine Grossübung mit 50 Luftfahrzeugen im Jahr 2023. Das ausgearbeitete Konzept Magex 2023 wurde 2020 dem Inspekteur Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, vorgelegt und gebilligt. In den nächsten Jahren entwickelten sich im Bereich Konzeption des Kommando Luftwaffe weitere Ideen für mögliche Grossübungen. Sie orientierten sich an der Übung der USA «Defender Europe 20». Eine grosse Heeres- und Streitkräftebasis-Übung, wobei die Amerikaner die Verlegung einer kompletten Division nach Europa übten. 20'000 Soldatinnen und Soldaten wurden damals nach Europa gebracht. Eine solche Übung wollte die Luftwaffe Deutschlands auch.
USA bringen bis zu 100 Luftfahrzeuge
Die Luftwaffenführung vereinte das MAGEX-Konzept mit dem neuen Ansatz, Air Defender. Die USA stimmten dem Vorhaben zu. Erste Reaktionen der USA verhiessen eine Teilnahme mit bis zu 100 Luftfahrzeugen. Es gab nach wie vor den gleichen Zeitansatz zur Übungsvorbereitung, aber von nun an unter einem neuen Namen. Ebenfalls mit der Air Defender 2023 verbunden werden die beiden NATO-Übungen RAMSTEIN DUST 23 und RAMSTEIN GUARD 23.
Wo findet die Übung statt?
Rund 10'000 Soldaten und Soldatinnen werden an der Übung beteiligt sein. Rund 220 Flugzeuge von mehr als 23 Flugzeugtypen aus 25 Nationen werden zur Übung in Deutschland erwartet.
Ausgangspunkt für die Air Defender 2023 sind deutsche Fliegerhorste. Die Standorte Wunstorf bei Hannover und Jagel bei Schleswig sind Dreh- und Angelpunkte. Ebenfalls mit einbezogen werden die Luftwaffenstützpunkgte Lechfeld in Bayern und Spangdahlem in Rheinland-Pfalz, sowie Volkel in den Niederlanden und Čáslav in Tschechien. Die Luftoperationen, die ein Szenario nach NATO-Artikel 5 simulieren, finden über Teilen Deutschlands, Tschechien, Polen, Rumänien, sowie über dem Baltikum statt.
Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr?
Die drei Übungslufträume im deutschen Luftraum, werden abwechselnd für mehrere Stunden pro Werktag für den zivilen Flugverkehr gesperrt. Die Sperrungen führen zu Verkehrsverdichtungen und Flugumleitungen und damit in ganz Europa zu Kapazitätsengpässen. Auch der Flughafen Zürich rechnet aufgrund des Umfliegens der Übungsbereiche mit einer Zunahme verspäteter Flüge.
Zürich: Starts- und Landungen bis 00.30 Uhr
Um die Verspätungen auffangen zu können, hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) einer Ausnahmebewilligung zugestimmt, wonach Flüge, deren Verspätung auf die NATO-Übung zurückgeführt werden können, bis spätestens 00.30 Uhr starten oder landen dürfen. Die Flughafen Zürich AG schreibt, derzeit lasse sich nur schwer abschätzen, inwiefern der Flughafen Zürich effektiv von der Übung betroffen ist. Passagiere werden durch ihre Fluggesellschaften über allfällige Änderungen der Flugzeiten informiert.