Die Halbjahresergebnisse von Airbus spiegeln die COVID-19-Auswirkungen wider, die jedoch durch Gegenmassnahmen etwas abgemildert werden konnten, wie Airbus schreibt. Das ändert aber nichts an den Tatsachen: Bei einem Umsatz von € 18,9 Mrd beläuft sich die konsolidierte Nettoverschuldung von Airbus zum 30. Juni 2020 auf € -586 Mio. (Nettoliquidität Jahresende 2019: € 12,5 Mrd.) bei einer Bruttoliquidität von € 17,5 Mrd. (Jahresende 2019: € 22,7 Mrd.).Das EBIT beläuft sich auf € -1,6 Mrd. wa sein Verlust je Aktie von € -2,45 bedeutet.

Schwierige Lage und unsichere Zukunft

«Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie sind im zweiten Quartal jetzt deutlich sichtbar. Die Auslieferungen von Verkehrsflugzeugen haben sich im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbiert», erklärte Guillaume Faury, Chief Executive Officer von Airbus. «Wir haben unser Geschäft angesichts des neuen Marktumfelds industriell neu kalibriert, und die Lieferkette arbeitet mittlerweile nach der neuen Planung. Unser Ziel ist, im
zweiten Halbjahr 2020 keinen Cash vor Fusionen und Übernahmen sowie Kundenfinanzierungen zu verbrauchen. Wir befinden uns in einer schwierigen Lage mit unsicheren Zukunftsaussichten, aber wir sind überzeugt, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben und in einer guten Position sind, um die Herausforderung für unsere Branche zu bewältigen.»

50-prozentiger Rückgang der Auslieferungszahlen

Airbus verbuchte 298 Nettobestellungen für Zivilflugzeuge (H1 2019: 88 Flugzeuge), davon 8 im zweiten Quartal. Der Auftragsbestand belief sich zum 30. Juni 2020 auf 7584 Zivilflugzeuge.

Airbus Helicopters verzeichnete 75 Nettobestellungen (H1 2019: 123 Maschinen), darunter 3 H145-Hubschrauber, 1 Super Puma und 1 H160 allein im zweiten Quartal. Der Auftragseingang von Airbus Defence and Space belief sich auf € 5,6 Mrd.

Der konsolidierte Konzernumsatz sank auf € 18,9 Mrd. (H1 2019: € 30,9 Mrd.). Dies spiegelt das schwierige Marktumfeld wider, das sich im Verkehrsflugzeuggeschäft mit einem 50-prozentigen Rückgang der Auslieferungszahlen im Jahresvergleich niedergeschlagen hat. Abgemildert wurde dies teilweise durch günstige Wechselkurseffekte.

Auslieferungen und Bestellungen je Sparte

Insgesamt wurden 196 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert (H1 2019: 389 Flugzeuge), davon 11 A220, 157 Maschinen der A320-Familie, 5 A330 und 23 A350.

Der Umsatz bei Airbus Helicopters blieb stabil und spiegelte die mit 104 Hubschraubern (H1 2019: 143 Maschinen) gesunkenen Auslieferungen wider, die durch Zuwächse im Services-Geschäft teilweise ausgeglichen wurden.

Der Umsatz bei Airbus Defence and Space wurde belastet durch geringere Volumina und einen ungünstigen Mix insbesondere bei Space Systems sowie
durch Verzögerungen in einigen Programmen aufgrund der COVID-19-Situation.

Die Verkehrsflugzeugproduktion läuft gemäss der im April 2020 angekündigten COVID-19-bedingten neuen Produktionsplanung. Die aktuelle Marktsituation bedingt eine leichte Verringerung der A350-Produktionsrate von 6 auf 5 Maschinen pro Monat.

Die A220-Endmontagelinie im kanadischen Mirabel soll schrittweise zur Produktionsrate vor COVID-19 von 4 Maschinen pro Monat zurückkehren, während die neue Endmontagelinie in Mobile, USA, wie geplant im Mai eröffnet wurde. Bis Ende Juni konnten aufgrund der COVID-19-Pandemie etwa 145 Verkehrsflugzeuge nicht ausgeliefert werden.

Plus bei den Helikoptern, Rückgang bei Defence and Space

Das bereinigte EBIT von Airbus Helicopters stieg auf € 152 Mio. (H1 2019: € 125 Mio.). Dies sei auf einen günstigen Auslieferungs-Mix, insbesondere bei Militärhubschraubern, und einen Zuwachs im Services-Geschäft zurückzuführen, welche die negativen Effekte geringerer Stückzahlen überkompensierten.

Die H145 mit Fünfblattrotor und die H160 wurden kürzlich von der European Union Aviation Safety Agency (EASA) zertifiziert.

Das bereinigte EBIT von Airbus Defence and Space sank auf € 186 Mio. (H1 2019: € 233 Mio.) und spiegelt die Auswirkungen der COVID-19-Krise, insbesondere bei Space Systems, wider. Diese seien teilweise durch Kosteneinsparungsmassnahmen kompensiert worden.

Im ersten Halbjahr 2020 wurden 3 A400M-Transportflugzeuge ausgeliefert. Mit der Zertifizierung für das gleichzeitige Absetzen von Fallschirmjägern aus beiden Seitentüren und die automatische Tiefflugfähigkeit erreichte das Transportflugzeug zwei Meilensteine auf dem Weg zum vollen Ausbau seiner Fähigkeiten.d

Vorerst keine neue Prognose

Die Prognose des Unternehmens für das Gesamtjahr 2020 wurde im März zurückgezogen. Die geschäftlichen Auswirkungen der COVID-19-Krise werden weiter bewertet. Angesichts der beschränkten Vorhersehbarkeit, insbesondere mit Blick auf Auslieferungen, wird vorerst keine neue Prognose abgegeben.