Als Teil der integrierten Luftverteidigung (Integrated Air Defence, IAD) wird die Bodluv Bedrohungen auf unterschiedlichen Distanzen und Höhen bekämpfen. Das System bodengestützter Luftverteidigung mittlerer Reichweite (Bodluv MR) stärkt die Wirkung im unteren, mittleren und teilweise oberen Luftraum auf mittlere Distanzen. Ziel ist es, die Handlungsfreiheit in der integrierten Luftverteidigung zu vergrössern und die Fähigkeit zur raumbezogenen Marschflugkörperabwehr neu zu erlangen. Für Bodluv MR wurde im Rüstungsprogramm 2024 ein Verpflichtungskredit von 660 Millionen Franken bewilligt.
Status des Beschaffungsprozesses
Das Bundesamt für Rüstung armasuisse beabsichtigt, für Bodluv MR vier oder fünf Systeme IRIS-T SLM des deutschen Herstellers Diehl Defence GmbH & Co. KG zu beschaffen. armasuisse schreibt, die Verhandlungen mit dem Hersteller seien in einer fortgeschrittenen Phase. Die Vertragsunterzeichnung finde voraussichtlich im dritten Quartal 2025 statt. Die Beschaffung soll im Rahmen einer Programmvereinbarung der European Sky Shield Initiative stattfinden.
Sensor-Erprobungen auf dem Homberg und in Emmen
Der Sensor (Radar) ist ein wesentlicher Bestandteil des neuen Systems. Deshalb erprobte das Bundesamt für Rüstung armasuisse vom 31. März bis 11. April 2025 den Sensor TRML-4D. Die Erprobung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Armee, der Herstellerin Diehl Defence GmbH & Co. KG und ihrer Lieferantin, der Hensoldt AG. Die Eigenschaften des Radars wurden in der spezifischen Schweizer Topografie getestet sowie verschiedene Abklärungen zur Frequenzverträglichkeit mit zivilen Systemen, z.B. Wetterradar, durchgeführt. Die Erprobungen fanden wechselnd auf dem bundeseigenen «Homberg» sowie auf dem Gelände des Flugplatzes Emmen statt. Es wurden keine Schiessversuche durchgeführt.
Missionen mit verschiedenen Luftfahrzeugen
Bei den Erprobungen fanden Flüge mit den Luftfahrzeugen PC-12, PC-7, F/A-18 und Helikopter statt, dies mehrheitlich in deren angestammten Trainingsräumen. Lärmemissionen in der Nähe des Teststandortes hielten sich in Grenzen. Die Luftfahrzeuge flogen verschiedene Szenarien, um die Detektionsleistung, die Detektionsreichweite und die Klassifikationsleistung des Radars zu testen. Weiter diente ein Radarzielsimulator dazu, Ziele mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und verschiedenen anspruchsvollen Radarquerschnitten zu simulieren.
Elektromagnetische Strahlung: Immissionswerte eingehalten
Die Radar-Antennen senden und empfangen elektromagnetische Wellen. Diese gehören zur Gruppe der «nichtionisierenden Strahlung (NIS)». Die dafür geltenden Immissionsgrenzwerte wurden nicht überschritten. Ausserhalb des Sicherheitsbereichs des Radars waren somit keine Strahlungswerte oberhalb der gesetzlichen Grenzwerte zu erwarten. Das Bundesamt für Rüstung armasuisse hatte für die Sensorerprobung vom Bundesamt für Kommunikation BAKOM eine Sendeerlaubnis erhalten.
Projekt «Bodluv MR»
Beim Projekt «Bodluv MR» handelt es sich um ein Beschaffungsprojekt zur Erneuerung wichtiger Fliegerabwehr-Systeme der Schweizer Armee. Die Erneuerung wird eine bestehende Fähigkeitslücke in der Abwehr von Abstandswaffen schliessen, um anfliegende Ziele auf eine mittlere Distanz zu bekämpfen und damit die bodengestützte Luftverteidigung grösserer Reichweite mit dem System Patriot zu ergänzen. Aktuell im Einsatz stehende Systeme erreichen bald ihr Nutzungsende. Zudem haben die bestehenden Systeme des Typs Stinger und Mittlere Fliegerabwehr (M Flab) nur sehr kurze Reichweiten – moderne Kampfflugzeuge setzen ihre Waffen aus grösseren Höhen und Distanzen ein.