Die wirtschaftliche herausfordernde Situation in wichtigen Märkten, wie im Nahen Osten (Flugstreichungen), die schwache Performance der europäischen Flugsicherung, vor allem im ungarischen Luftraum, Wetterkapriolen und anderes führten zu deutlich mehr Verspätungen als im Vorjahr. Die Kosten für diese Flugunregelmässigkeiten lagen daher um 60 Prozent über dem Vorjahr.  Zwischen Juli und September 2024 flogen knapp 4,7 Mio. Passagiere (+5 Prozent) mit der AUA. Die aktuell 68 Jets waren zu 87 Prozent ausgelastet und hoben mit einer Regelmässigkeit von 98,5 Prozent ab. Austrian lege den Fokus weiterhin auf einen stabilen Flugbetrieb, den Erhalt der Kundenzufriedenheit und die Kostendisziplin, um die weiter steigenden Standortkosten zu kompensieren, so Annette Mann. 

Nachteil für europäische Airlines

«Neben Deutschland hat Österreich die höchsten staatlichen Abgaben in der kommerziellen Luftfahrt. Sie sind im Vergleich zu 2019 um ein Drittel gestiegen und sind eine Gefahr für den Luftverkehrsstandort Österreich, der Gefahr läuft, «ausgebremst» zu werden, so Annette Mann. Sie erläuterte einen Standortvergleich mit Prag, genauso eine EU-Hauptstadt wie Wien. In Wien sind pro Abflug eines A320 die staatlichen Kosten um beinahe sieben Mal höher als am Standort Prag. (540 / 3.716 Euro). «Am Beispiel Deutschland, wo die staatlichen Abgaben noch etwas höher als in Österreich sind, kann man sehen, wohin das führt. Airlines wandern ab und Landstreckenverbindungen werden eingestellt. Die Kostenvorteile für nichteuropäische Airlines dürften noch zunehmen. Fliegen soll teurer werden und das kann ja wohl nicht das Ziel der Politik sein», so Annette Mann.

Zu hohe Abgaben?

Mann fordert rasch nachhaltige Lösungen für einen wettbewerbsfähigen Luftverkehrsstandort in Österreich, ansonsten sieht sie den Hub-Standort Flughafen Wien tatsächlich gefährdet. Auch Ryanair Gründer und CEO Michael O`Leary hat sich kürzlich bei einem Meeting in Wien für eine Abschaffung der staatlichen Luftverkehrsabgaben in Deutschland und Österreich ausgesprochen. Diese seien sehr wettbewerbsverzerrend und würden Nachteile gegenüber nicht europäischen Airlines hervorrufen. Ryanair verabschiedet sich daher kurzfristig von vielen deutschen Standorten, um diese Luftverkehrsabgaben nicht bezahlen zu müssen. Leid tragende sind dabei wie immer die Passagiere. Nur wenn diese Flugabgaben für alle Airlines weltweit eingeführt werden würden, könnte es Gerechtigkeit geben, so O`Leary weiter, aber besser wären wohl keine Abgaben, meinte er.

Asiatische Airlines im Vorteil

Die Sperre der Lufträume über Russland und der Ukraine für westliche Airlines und das dadurch erzwungene Fliegen von Umwegen über Ausweichrouten mit verlängerter Flugdauer lässt die Kostenschere noch weiter aufgehen. Während für asiatische Airlines die Flugräume offen sind, können diese viel kostengünstiger und zeitsparender operieren und haben daher einen gewaltigen Kostenvorteil. Heute fliegen schon mehr als die Hälfte der Passagiere über Istanbul und den Mittleren Osten. Nicht nur deshalb boomt der Anflug europäischer Flughäfen durch asiatische, oft chinesische Airlines, die diesen Vorteil für sich nutzen. So manche europäische Fluggesellschaft zieht sich daher vom asiatischen Markt vorerst zurück. 

Investitionen in die Flotte

Im Frühjahr 2024 sind zwei B787-9 zur AUA-Flotte gestossen. Ein weiterer Dreamliner soll 2025 eingeflottet werden. «Mit ein wenig Glück könnten es auch zwei werden», sagte COO Francesco Sciortino. Die Bestandsflotte erhält ein innovatives Update, um die betriebliche Effizienz zu steigern und CO2-Emissionen zu reduzieren. Bekanntlich werden ab Dezember 2024 erstmals weltweit vier Maschinen des Typs B777-200ER mit der «AeroSHARK»-Oberflächentechnologie ausgestattet, dabei werden Rumpf und die Triebwerksgondeln mit der Folie beklebt, die Dank verringertem Reibungswiderstand, den Treibstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoss senkt. COO Sciortino bestätigte auf Nachfrage, dass die B737 Max immer mal wieder auf der Evaluierungs-Liste der AUA steht, diese aber aufgrund der Gepäcksituation (nicht im Container, sondern einzeln verladen) wohl bisher nicht auf der Einkaufsliste stehen wird. Wohl aber ist für 2025 angedacht, zwei bis drei A220 von Air Baltic zu leasen, um Ausfälle von A320neo (Stichwort: Triebwerke) zu kompensieren. 

Neue Destinationen

Die kürzlich eröffnete Langstreckendestination Boston in den USA wurde von den Kunden sehr gut angenommen. Im Winter nimmt Austrian Airlines mit Ivalo in Finnland eine aussergewöhnliche Destination ins Portfolio, mit der die Airline der stärker werdenden Nachfrage nach nordischen Zielen gerecht werden will. Edinburgh (Schottland) und die Insel Sylt (Nordfriesland) werden im nächsten Sommer angeflogen. Die Anbindung der österreichischen Bundesländerflughäfen wird so gut wie möglich ausgebaut. Seit Beginn des Winterflugplans fliegt AUA-Partner Braathens Regional Airlines mit einer ATR72-600 im Wetlease vorerst dreimal täglich von Linz nach Frankfurt/Main. Die schwedische Fluggesellschaft ist seit Sommer 2024 Partner von Austrian Airlines und hat mit ATR 72-600 die Binnenflüge (Graz, Klagenfurt) sowie nicht so stark nachgefragte Ziele in Europa (Budapest, Zagreb, Lubljana usw.) aufgenommen.