Der erste Starttermin am 27. Mai 2020 war in letzter Minute abgebrochen worden, weil sich Gewitter über dem Weltraumbahnhof zusammenbrauten. Am gestrigen Samstagabend, 30. Mai, um 21.22 Uhr MEZ ist die Raumkapsel Crew Dragon von SpaceX an der Spitze einer Falcon 9-Rakete nun ins All gestartet. Es ist der erste bemannte Weltraumflug des Privatunternehmens SpaceX. An Bord sind die beiden US-amerikanischen Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley.
Raketenstufe wieder gelandet
Die Crew-Dragon mit den beiden Astronauten hat sich zwischenzeitlich erfolgreich von dem Rest der Rakete getrennt und ist nun unterwegs zur ISS. Verläuft alles planmässig, treffen Hurley und Behnken nach rund 19 Stunden Flug (am späteren Sonntagnachmittag) dort ein. Ihre Aufenthaltsdauer auf der ISS ist derzeit noch unklar.
Der erste bemannte Flug der Crew Dragon – Demo-2 – ist ein entscheidender Testflug für die Raumkapsel: In Zukunft sollen die Crew Dragon-Kapseln des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX Astronauten im Auftrag der NASA zur ISS bringen.
Die Startraketenstufe selber ist wenige Minuten nach dem Start am Samstag aufrecht auf einer Meeresplattform vor der Atlantikküste wieder gelandet, wie SpaceX mitteilte. Die Landung und Wiederverwendung von Raketenstufen und Raumkapseln ist ein wichtiger Teil der Strategie von SpaceX.
Amerika kehrt ins All zurück
Der Start der Crew Dragon ab dem Weltraumbahnhof Kennedy Space Center in Florida markiert für Amerika einen besonderen Meilenstein: zum ersten Mal seit 9 Jahren fliegen die USA wieder selber Astronauten ins All. Gleichzeitig markiert dies der Beginn der kommerziellen bemannten Raumfahrt für Amerika.
Seit im Jahr 2011 unter anderem aus Kostengründen das Space Shuttle-Programm beendet wurde, waren die USA nicht mehr in der Lage, selber Astronauten in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Die NASA war auf Russland angewiesen, um ihre ISS-Besatzungsmitglieder zur und von der Internationalen Raumstation zu transportieren. Aber nicht nur die USA, auch Europa und jedes andere raumfahrende Länder ausser China konnten neun Jahre lang nur mit den russischen Sojus-Kapseln ins All gebracht werden.
USA will im Bereich Raumtransport wieder unabhängig werden
Um dies zu ändern, wurde eine Public-Private-Partnership gegründet: Die NASA etablierte 2010 das Commercial Crew Program. Verschiedene Unternehmen wurden bei der Entwicklung privater Raketen und Raumfahrzeuge unterstützt.
SpaceX und Boeing haben sich mit ihren Projekten bis heute durchgesetzt und Aufträge erhalten, Astronauten zur ISS zu fliegen. Den Auftakt macht heute Abend SpaceX. Der auch als Tesla-Gründer bekannte Musk verbindet damit weittragende Interessen, denn auch seine Raketen vom Typ Falcon 9 werden dadurch vermehrt zum Einsatz kommen. Falcon 9-Raketen werden nach einem erfolgreichen Launch nach dem Freigeben der Nutzlasten entgegen der Flugrichtung gedreht und landen umgekehrt auf einer Plattform auf dem Atlantik. Das macht die Rakete widerverwendbar. Nach einem Check und Austausch einiger weniger neuer Teile muss sie nur neu betankt werden, um für weitere Starts verwendet werden zu können.
Link zum offiziellen NASA-Stream mit laufender Berichterstattung über die Commercial Crew Mission.
SpaceX-Simulator: Andocken an der ISS