Es ist ein Novum: Erstmals fliegen Löschflugboote zur Bekämpfung eines Waldbrandes in Deutschland. Bei dem sich ausbreitenden Feuer in unwegsamem Gelände im Harz unterstützten die beiden am Sonntag, 4. September, in Rom gestarteten Löschflugzeuge die fünf bisher eingesetzten Löschhelikopter. Deutschland hat dafür in Brüssel den sogenannten rescEU-Notfallplan in Anspruch genommen. 

EU-Kommission koordiniert

Dabei aktiviert ein EU-Land den EU-Katastrophenschutzmechanismus zur Bekämpfung von Waldbränden. Bis zu vier Flugzeuge samt Crew der rescEU-Flotte werden dann von Südeuropa oder Schweden aus an den neuen Einsatzort abkommandiert. Dieser Mechanismus wurde vor rund 20 Jahren eingerichtet. Die EU-Kommission koordiniert die Einsätze und trägt drei Viertel der Transport- und Betriebskosten.

Flugboote mit Amphibienfahrgestell

Im Harz kommen zwei Maschinen aus Italien des Typs Canadair CL-415 zum Einsatz. Sie wurden bis 2016 vom kanadischen Hersteller Bombardier gebaut. Seit dieser Zeit werden die Spezialflugzeuge von Viking Air produziert.

Die in ihren Grundzügen bereits Ende der 1960er-Jahre entwickelten Flugboote werden von zwei Propellerturbinen Pratt&Whitney PW123AF angetrieben, die jeweils 2380 PS leisten. Die 415 hat vier Löschtanks und ist das einzige Flugzeug der westlichen Welt, das speziell auf die Feuerbekämpfung aus der Luft hin konstruiert wurde. Durch ihr Amphibienfahrgestell kann sie sowohl auf Land als auch auf Wasser starten und landen.

410 Meter für Wasseraufnahme

Anders als bei Piloten von bodengebundenen Löschflugzeugen ist eine Canadair-Crew üblicherweise bis zur Landung zum Tanken von Kerosin im Dauereinsatz. Denn sofort nach dem Abwurf von 6000 Liter Wasser über dem Feuer wird wieder auf dem nächstmöglichen See oder im Meer aufgesetzt und Löschwasser aufgenommen. Die Flüssigkeitsaufnahme dauert bei der Canadair nur zwölf Sekunden. Durch eine Luke unten am Rumpf wird das Wasser in die Löschtanks gepresst. 410 Meter Strecke auf dem Meer, einem Fluss oder See reichen bereits, um die Löschtanks zu füllen.