Der Lufthansa-Konzern blutet weiter. Passagier- und Buchungszahlen gehen wieder zurück. Mit Konsequenzen bei der Lufthansa: Der Kapazitätsausblick für die Passagierairlines wird deutlich nach unten korrigiert. Die bisherige Annahme, im vierten Quartal des Jahres ein durchschnittliches Produktionsniveau von 50 Prozent des Vorjahreswertes zu erreichen, erscheint nicht mehr realistisch. Bei Fortsetzung des aktuellen Trends werden die angebotenen Sitzkilometer im Vorjahresvergleich voraussichtlich nur noch in einer Spanne zwischen 20 und 30 Prozent liegen, wie die Deutsche Lufthansa AG mitteilt.
Flottenplanung wird nochmals angepasst
Nun wird die mittelfristige Flottenplanung angepasst und sieht aktuell ab Mitte des Jahrzehnts eine dauerhafte, konzernweite Kapazitätsreduktion von 150 Flugzeugen vor. Ausgangsbasis sei die Konzernflotte inklusive Wetlease-Flugzeugen, schreibt Lufthansa. In Ergänzung der bereits kommunizierten Flottenentscheidungen wurde weiter beschlossen, die verbleibenden acht Flugzeuge vom Typ A380 sowie zehn Flugzeuge vom Typ A340-600, die bislang noch für den Flugdienst vorgesehen waren, in einen sogenannten Langzeitparkmodus (long-term storage) zu überführen und aus der Planung zu nehmen. Diese Flugzeuge würden nur im Falle einer unerwartet schnellen Markterholung wieder reaktiviert werden können. Darüber hinaus werden die verbleibenden sieben Airbus A340-600 endgültig ausser Dienst gestellt.
Personalüberhang wächst an
Diese Massnahmen haben weitere Wertberichtigungen in einer Grösenordnung von bis zu 1,1 Mrd. EUR zur Folge. Der Betrag soll noch im dritten Quartal des laufenden Jahres verbucht werden. Der bisher avisierte rechnerische Personalüberhang von 22'000 Vollzeitstellen erhöht sich in Folge der Entscheidungen für das dritte Paket des Restrukturierungsprogramms, die Anpassung des dauerhaften Personalbestands in den Flugbetrieben wird an die weitere Marktentwicklung angepasst. Die Kompensation und der Abbau personeller Überkapazitäten wird mit den zuständigen Arbeitnehmervertretungen besprochen. Unabhängig von den Verhandlungen über Interessenausgleiche und Sozialpläne für betriebsbedingte Kündigungen in der Lufthansa-Gruppe bleibt die Zielsetzung des Vorstands, mit den Tarifpartnern Krisenpakete zu vereinbaren, die die Anzahl der notwendigen betriebsbedingten Kündigungen begrenzen.
Führungsstruktur wird verschlankt
Eine verschlankte Führungsstruktur mit einer um 20 Prozent reduzierten Anzahl von Leitungspositionen soll laut Lufthansa im ersten Quartal 2021 umgesetzt werden. Zur Vereinfachung und klaren Abgrenzung der Verantwortlichkeiten wird die funktionale Prozessorganisation (Matrix) auf Kernfunktionen der Lufthansa Group Airlines fokussiert. Für alle anderen Bereiche wird ein neues Steuerungsmodell mit klar zugeordneten Zuständigkeiten (dezentral oder zentral, je nach Prozess) eingeführt.
Striktes Kostenmanagement
Die überarbeitete Finanzplanung sieht trotz des eingetrübten Ausblicks vor, die Mittelabflüsse durch striktes Kostenmanagement weiter zu senken. Der Liquiditätsabfluss soll von aktuell rund 500 Mio. EUR pro Monat auf durchschnittlich 400 Mio. EUR pro Monat im Winter 2020/21 gesenkt werden. Das kommunizierte Konzernziel, im Jahresverlauf 202 wieder operativ positive Mittelzuflüsse zu erwirtschaften, wird laut Lufthansa bekräftigt. Auch die Verwaltungsflächen sollen weltweit überprüft und in Deutschland um 30 Prozent reduziert werden.
Corona-Tests als Voraussetzung für Erholung
Nach Einschätzung des Vorstands sind angesichts der unverändert grossen Unsicherheiten im globalen Luftverkehr kurzfristige Anpassungen an die aktuelle Marktlage auf absehbare Zeit unumgänglich. In der Ausweitung von Corona-Tests sieht der Vorstand eine wesentliche Voraussetzung zur Wiederaufnahme der globalen Mobilität. Konsequentes Testen sei möglich, erhöhe die Sicherheit für Reisende und sei im Gegensatz zu wechselnden und uneinheitlichen Einreise- und Quarantäneregelungen die bessere Alternative, schreibt Lufthans in ihrer Mitteilung.