Der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG erwartet keine schnelle Rückkehr der Luftverkehrsindustrie auf das Niveau vor der Coronakrise. Nach seiner Einschätzung wird es Monate dauern, bis die globalen Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder dem Vorkrisen-Niveau entspricht. Auf Basis dieser Einschätzung hat der Vorstand am 7. April 2020 weitreichende Massnahmen beschlossen, um die Kapazität der Flugbetriebe sowie der Administration längerfristig abzusenken, teilt der Luftfahrtkonzern mit.

Nahezu alle Flugbetriebe der Lufthansa Group betroffen

Bei der Lufthansa Airline werden sechs Flugzeuge vom Typ Airbus A380 und sieben Flugzeuge vom Typ A340-600 sowie fünf Boeing 747-400 stillgelegt. Hinzu kommen auf der Kurzstrecke elf Airbus A320. Die sechs A380 waren ohnehin ab 2022 für den Verkauf an Airbus vorgesehen. Die Ausflottung von sieben A340-600 und fünf Boeing 747-400 wurde vor dem Hintergrund der nachteilhaften Ökoeffizienz und Wirtschaftlichkeit dieser Flugzeugtypen entschieden. Mit diesem Schritt reduziert Lufthansa ihre Kapazitäten an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München.

Germanwings wird stillgelegt, Eurowings geschrumpft

Zusätzlich wird Lufthansa Cityline drei Flugzeuge vom Typ Airbus A340-300 aus dem Betrieb nehmen. Seit 2015 hatte die Regionalfluglinie vor allem touristische Langstreckenziele für Lufthansa angeflogen. Die Eurowings wird ebenfalls die Zahl ihrer Flugzeuge weiter reduzieren. So sind im Bereich der Kurzstrecke zusätzlich zehn Airbus A320 zur Ausflottung vorgesehen. Das Langstreckengeschäft der Eurowings, das kommerziell von Lufthansa verantwortet wird, soll ebenfalls verkleinert werden. Zudem soll die bereits vor der Krise festgelegte Zielsetzung von Eurowings, den Flugbetrieb auf eine Einheit zu bündeln, nun beschleunigt umgesetzt werden. Der Flugbetrieb der Germanwings wird beendet. Alle daraus resultierenden Optionen sollen mit den Sozialpartnern besprochen werden. 

Verzögerte Auslieferung neuer Flugzeuge bei Swiss

Die bereits begonnenen Restrukturierungsprogramme bei Austrian Airlines und Brussels Airlines werden durch die Coronakrise nochmals verschärft. Beide Gesellschaften arbeiten unter anderem an der Reduzierung ihrer Flotten. Auch Swiss International Airlines wird ihre Flottengrösse durch die verzögerte Auslieferung von bestellten Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen anpassen und prüft zudem die vorgezogene Ausmusterung älterer Flugzeuge. 

Wetlease-Vereinbarung auf dem Prüfstand

Die Passagierairlines der Lufthansa Group haben darüber hinaus bereits nahezu alle Wetlease Vereinbarungen mit anderen Fluggesellschaften gekündigt, wie das Unternehmen mitteilt. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von dem Restrukturierungspaket betroffen sind, gelte weiter das Ziel, möglichst vielen eine Weiterbeschäftigung innerhalb der Lufthansa Group zu bieten. Dafür sollen mit den Sozialpartnern zügig Gespräche vereinbart werden, um unter anderem über neue Beschäftigungsmodelle zur Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplätzen zu sprechen.