Der Flug von Fram2 ist in mehrfacher Hinsicht historisch. Es handelt sich um den ersten bemannten Raumflug über die Polarregionen. Zudem vergingen von der Genehmigung des Experiments bis zum Start weniger als fünf Monate – im Gegensatz zu den vielen Jahren, die bisher üblich waren. Der UZH Space Hub konnte diese kurze Vorbereitungszeit mühelos einhalten – dank bewährter Hardwarelösungen, erprobter Verfahren und einsatzbereiter Labore am Kennedy Space Center der NASA in Florida. Dies zeigt, dass der UZH Space Hub optimal auf die neue Ära der Space Economy vorbereitet ist, in der der Zugang zum erdnahen Orbit schneller und kostengünstiger für Forschung und Entwicklung möglich wird – auch für Länder ohne bisherige Raumfahrterfahrung.

Ehemalige ETH-Studentin an Bord

Fram2 ist die erste bemannte Raumfahrtmission in einer polaren Umlaufbahn, die dazu dient, die Polarregionen der Erde auf neue Weise zu erforschen. Sie ist benannt nach dem Schiff Fram, das im 19. Jahrhundert gebaut wurde und den ersten Polarforschern den Weg zur Arktis ebnete. Fram bedeutet auf Norwegisch «Vorwärts» und war der Name des legendären Schiffes, das speziell für die eisigen Gewässer der Polarregionen entworfen wurde. Die Fram2-Crew besteht aus Mission Commander Chun Wang (Malta/St. Kitts and Nevis), Vehicle Commander Jannicke Mikkelsen (Norwegen/Vereinigtes Königreich), Vehicle Pilot Rabea Rogge (Deutschland) sowie Missions Specialist and Medical Officer Eric Philips (Australien). Jedes Crewmitglied bringt umfangreiche Erfahrung in der Erkundung und Dokumentation der Polarregionen mit und trägt durch individuelle Expertise und Perspektive zum Erfolg der Mission bei. «Gerade in der Verbindung unserer vielfältigen Denkweisen, unserer unterschiedlichen Geschichte, unserer Erfahrungen und unserer Menschen liegt das grösste Potenzial für neue Entdeckungen», schliesst Prof. Elisabeth Stark, Vizerektorin Forschung der Universität Zürich.

Rabea Rogge ist ehemalige ETH-Studentin, war lange Zeit im Switzerland Innovation Park Zürich aktiv und testete dort einen Kleinsatelliten im Rahmen der 6. Schweizer Parabelflugkampagne des UZH Space Hub. Nun führt sie das gemeinsame schweizerisch-nevisianische Experiment im All durch. 

Genexpression durch Gravitation

Die gemeinsame Forschung untersucht die Architektur und Dynamik des menschlichen Genoms im Zusammenhang mit der Anpassung an die Umgebung des Weltalls. Dr. Cora Thiel und Prof. Oliver Ullrich vom UZH Space Hub identifizierten kürzlich das dynamische Chromatin als Schlüsselfaktor, wie Genexpression durch Gravitation beeinflusst wird. Ziel der neuen Studie ist es, das Potenzial oder die Grenzen langfristiger, umweltbedingter Anpassungen zu untersuchen, die eines Tages dauerhaftes menschliches Leben auf anderen Planeten ermöglichen könnten. Der Schweizer Beitrag zum Projekt wird vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI unterstützt.

Potenzial zweier kleiner Länder

In der neuen Space Economy zählen Innovationsgeist, Talent und Unternehmertum mehr als die Grösse eines Landes. Deshalb ist der UZH Space Hub stolz auf die Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium von Nevis, einem Teilstaat der Inselnation St. Kitts und Nevis. Als eines der kleinsten Länder der Welt hat Nevis die Bedeutung der Raumfahrt für die Förderung von MINT-Fächern und die gesamtgesellschaftliche Entwicklung erkannt. «Nevis verfügt über ein exzellentes Bildungssystem und verfolgt eine sehr vorausschauende und nachhaltige Entwicklungsstrategie. Ich bin sehr stolz auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und überzeugt, dass in dieser Partnerschaft grosses Potenzial liegt. Eine neue Ära beginnt – eine Zeit, in der der Weltraum allen Menschen offensteht», sagt Prof. Oliver Ullrich, Director UZH Space Hub und Chairman Director des CSA.

Wert im gesamten Bildungssystem

Die Weltraumexperimente – bei dieser wie auch bei zukünftigen Missionen – werden gemeinsam mit dem UZH Space Hub durchgeführt und fördern die MINT-Ausbildung von Schülerinnen und Schülern. Sie sind fest in den regulären Lehrplan integriert und stellen somit einen Bildungsmehrwert dar, der auch als Vorbild für andere Länder dienen kann. «Das Bildungsministerium von Nevis freut sich, mit dem Space Hub der Universität Zürich an dieser bahnbrechenden Initiative zusammenzuarbeiten. Wir sind überzeugt, dass diese Erfahrung für unsere Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen, Schüler – und das gesamte Bildungssystem – von grossem Wert sein wird», sagt Zahnela Claxton, Generalsekretärin im Bildungsministerium von Nevis.