Die AW609 von Leonardo ist die erste zivile Tiltrotor-Maschine, die bis zur Serienreife entwickelt wurde. Diese Technik wurde vom US-Hersteller Bell-Boeing im Militärbereich mit der V-22 Osprey bereits vor drei Jahrzehnten eingeführt. Sie hatte aber zunächst jede Menge Kinderkrankheiten. Denn die sogenannte Transition, also der Übergang der Rotoren von der Auftriebserzeugung zur Vorwärtsfahrt, ist technisch wie aerodynamisch höchst komplex. So kam es bei Bell-Boeing zu mehreren Crashs im Testprogramm.
Zulassung steht bevor
Auch im Erprobungsprogramm der italienischen AW609 kam es zu einem Unglück, das mit dem Tod von zwei Testpiloten endete: Einer der Prototypen war bei Hochgeschwindigkeitsflügen vor einigen Jahren abgestürzt.
Mittlerweile hat die für einige Zeit ausgesetzte Flugerprobung wieder Fahrt aufgenommen. Womöglich könnte Ende dieses Jahres oder 2023 eine Zulassung der Maschine durch die EASA und US-amerikanische FAA bevorstehen. Die ist lange überfällig. Denn bereits seit weit mehr als zehn Jahren wird die AW609, damals noch unter dem früheren Firmennamen Agusta Westland, im Flug erprobt.
Erste Serienmaschine ist in Produktion
Noch vor ihrer Zulassung ist bereits die erste Serienmaschine in Produktion, wie auf der gerade zu Ende gegangenen Heli-Expo in Dallas bekannt wurde. Vier Exemplare wurden dort an einen ungenannten Kunden in Europa verkauft.
Die mehr als 250 Knoten schnelle AW 609 darf im Instrumentenflug auch in bekannten Vereisungsbedingungen fliegen – dazu sind nur wenige Helikopter in der Lage. Zudem kann die AW609 mit ihrer Druckkabine bis maximal 25'000 Fuss und so oft oberhalb des Wettergeschehens fliegen.