Wie der Kanton Zürich schreibt, stieg der ZFI-Monitoringwert im Jahr 2023 aufgrund der anhaltenden Erholung des Flugbetriebs nach der Pandemie gegenüber dem Vorjahr an und überschreitet mit 53'173 Personen den Richtwert um rund 6200 Personen (+13%). Gleichzeitig liegt er um 9725 Personen (+22%) über dem ZFI-Monitoringwert von 2022. Die Zahl der am Tag stark belästigten Personen belaufe sich auf 30’165 (+13% im Vergleich zum Vorjahr) und diejenige der in der Nacht im Schlaf stark gestörten Personen auf 23’008 (+37% im Vergleich zum Vorjahr). 

Zunahme der Flugbewegungen in der Nacht

Die deutliche Zunahme der in der Nacht im Schlaf stark gestörten Personen gegenüber dem Vorjahr führt der Kanton insbesondere auf die Zunahme der Flugbewegungen in der Nacht aufgrund der Verspätungen im Flughafensystem zurück. Die von den Flughafenpartnern ergriffenen operationellen Massnahmen zur Verbesserung der Pünktlichkeit, die Flottenerneuerungen und längerfristige bauliche Massnahmen würden sich zukünftig günstig auf die Entwicklung des ZFI-Monitoringwerts auswirken. Dazu gehöre unter anderem die im März 2024 vom Zürcher Stimmvolk mit einem Ja-Anteil von 61,7% angenommene Vorlage zu den Pistenverlängerungen, so der Kanton über den ZFI.

Bevölkerungswachstum wird nicht berücksichtigt

Das Komitee Weltoffenes Zürich stört sich am Umstand, dass das Bevölkerungswachstum in der Erhebung nicht berücksichtigt wird. «Die Menschen ziehen glücklich an den Flughafen – und gelten in der ZFI-Statistik als arme Belastete. Das ist absurd.» Es sei ärgerlich, wenn dies Jahr für Jahr als Basis für ein Lamento der Flughafen-Gegner diene. «Zum einen ist die Flughafenregion als Verdichtungs-Hotspot definiert, der einen grossen Teil des allgemeinen Bevölkerungswachstums auffangen soll. Zum anderen sollen möglichst wenige Menschen von Fluglärm betroffen sein. Das geht nicht auf.»

«Defektes Messgerät in die Werkstatt geben»

Aus Sicht des Komitees Weltoffenes Zürich muss entweder die Verdichtungsstrategie in der Flughafenregion aufgegeben oder das Bevölkerungswachstum im ZFI dynamisch berücksichtigt werden. «Die Region prosperiert, pulsiert, entwickelt sich dynamisch – und der «Fiebermesser» ZFI stellt Krankheitssymptome fest. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Bitte nicht am gesunden «Patienten» herumdoktern, sondern das defekte Messinstrument in die Werkstatt geben.»

Das Korsett ist heute schon sehr eng

Als legitim betrachtet das Komitee die Forderung, dass die Verspätungen am Flughafen Zürich reduziert werden müssen. Namentlich gelte es, die Pistenverlängerungen schnellstmöglich umzusetzen. Bedenklich seien die langen Verfahrensdauern, die viele Verbesserungen blockieren. «Dass die Pistenverlängerungen, die fast 62 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher befürwortet haben, ab dem Zeitpunkt ihrer Feststellung in der Sicherheitsüberprüfung eine Umsetzungsdauer von 20 Jahren oder mehr in Anspruch nehmen, ist unverständlich. Wären die Verfahren vor der Gründung des Flughafens Zürich vor etwas mehr als 75 Jahren so langfädig und komplex gewesen – der Flughafen wäre nie gebaut worden.» 

Betriebeszeiten werden immer weiter verkürzt

An vielen grösseren und internationalen Flughäfen herrscht während 24 Stunden Flugbetrieb; zumindest während der Reisesaison. Fracht-, Linien- und Charterflüge starten nachts zu Interkontinentalen als auch zu Mittel- und Kurzstreckenzielen. Anders in Zürich. Bis zum Jahr 2000 galten Betriebszeiten von 5 Uhr in der Früh bis 0.30 Uhr. Danach wurden sie schrittweise von viereinhalb auf sechseinhalb Stunden verkürzt. 

Drehkreuz verunmöglicht

Das Komitee ist sich sicher, dass eine weitere Ausdehnung der Nachtruhe den Drehkreuzbetrieb in Zürich verunmöglichen würde. Dies, weil die letzte Welle vor 23 Uhr wegfallen würde, wenn der heute bewilligungsfreie Verspätungsabbau wegfallen müsste. In der Folge käme es zu einer Kettenreaktion: Verknüpfte Kurz-, Mittel- und auch Langstreckenflüge würden zu Dutzenden wegfallen. Der Flughafen Zürich würde zum Provinzflughafen.