Der viel beachtete Rollout der An-225 fand am 30. November 1988 statt, der Erstflug folgte am 21. Dezember 1988. Im März 1989 stellte sie im Rahmen der Flugerprobung 106 Gewichts-, Strecken- und Höhenweltrekorde auf, darunter mit 506,8 Tonnen den für das höchste Fluggewicht.

Buran – Vom Rampenlicht unter den Trümmerhaufen

Im Mai 1989 begann die Flugerprobung mit der Raumfähre Buran (105 Tonnen Maximalgewicht). Im Juni desselben Jahres zeigten die Russen den Frachter  mit der  Raumfähre Buran zum ersten Mal im Westen auf dem Pariser Aerosalon (Luftfahrzeugkennzeichen: SSSR-480182, ab Juni 1989 SSSR-82060, ab 1992 UR-82060).

Am Presserundgang zeigten sich die Journalisten stark beeindruckt über die Fortschritte der Russischen Raumfahrt, nicht ahnend, dass die Buran-Raumfähre vier Jahre später in einer Montagehalle enden und schliesslich durch den Einsturz des Gebäudes ein unrühmliches Ende finden würde.

Siebenjährige Stilllegung

Nach dem Start der Arbeiten der NASA am Space Shuttle befürchtete die sowjetische Staatsführung, bei einer militärisch nutzbaren Technologie den Anschluss zu verlieren und drängte auf die Entwicklung eines entsprechenden Systems. Während sowjetische Ingenieure eine kleinere Version auf Basis eines Tragrumpf-Designs bevorzugten, wurde frühzeitig politisch Einfluss genommen und aus Prestigegründen auf eine Kopie des Space-Shuttle-Entwurfs gedrängt. Doch die Entwicklung stockte, auch aus finanziellen Gründen, die Zukunft der Raumfähre Buran war gefährdet. Die An-225 war inzwischen bis 1994 regelmässig auf dem Moskauer Aerosalon und auch auf dem Aerosalon in Singapur zu Gast.

Nach der definitiven Einstellung des Buran-Programms im April 1994 fand man  für die An-225 keine Verwendung mehr, man setzte sie ausser Dienst. Nach der Auflösung der Sowjetunion wurden alle Unternehmensteile von Antonov in den staatlichen ukrainischen Rüstungskonzern Ukroboronprom integriert mit dem Ziel, die An-225 für schwere Frachteinsätze wieder in die Luft zu bringen.

Antonov An-225 wieder im Dienst

Am 7. Mai 2001 fand der zweite Erstflug in Kiew statt, im gleichen Jahr kam die An-225 wieder zum Pariser Aerosalon. Nach dem Erhalt aller nötigen Zulassungen und dem Abschluss entsprechender Versicherungen für den internationalen Luftfrachtdienst, wird das Flugzeug seither weltweit als Transportmittel für «Heavy Duties» von den ukrainischen Antonov Airlines im Charterverkehr betrieben.

Ab Herbst 2008 bekam die An-225 ein verändertes äusseres Farbschema, das dem Erscheinungsbild den von Antonov Airlines betriebenen An-124 entsprach. Die An-225 parkt, wenn sie sich nicht im Einsatz befindet, auf dem Flughafen Hostomel in Kiew.

Spektakulärer Einsatz in Zürich-Kloten

Im Auftrag des Energie-Konzerns Alstom landete am 24. September 2013 die Antonov An-225 auf dem Flughafen Zürich. Die Firma liess mit der Maschine verschiedene Anlageteile, darunter einen 97,5 Tonnen schweren Gasturbinen-Rotor und einen 45,2-Tonnen-Turbo-Generator zu einem Kunden nach Bahrain transportieren. Kein Problem für den Giganten: Die Frachtmaschine ist 85 Meter lang, 18 Meter hoch und im Bauch des Frachters könnte der Rumpf eines Airbus 320 transportiert werden. Die Antonov kann bis zu 250 Tonnen laden, doch auch ohne Fracht ist sie mit 175 Tonnen ein Schwergewicht. Das entspricht der Masse von 35 ausgewachsenen afrikanischen Elefanten.

Nach Generalüberholung zum Corona-Kampf zurück

In den Jahren 2019 und 2020 wurde die Antonov über 18 Monate hinweg generalüberholt und erhielt dabei ein neues Steuerungsprogramm für die sechs D-18T-Triebwerke. Ende März 2020 absolvierte sie einen zweistündigen sowie einen weiteren, kürzeren Testflug.

Der erste kommerzielle Flug der An-225 nach den erfolgreich abgeschlossenen Testflügen startete am 11. April 2020 von Kiew nach Tianjin in der Volksrepublik China. Mit einem Tankstopp in Almaty in Kasachstan flog sie am 12. April weiter über die Mongolei und die Wüste Gobi zum Tianjin Binhai International Airport,  südöstlich von Peking gelegen. Dort wurde die Maschine mit der Flugnummer ADB354F kurz nach 23:00 Uhr Ortszeit erwartet und mit medizinischer Ausrüstung zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Europa beladen. Von Tianjin flog die An-225 anschliessend nach Polen. Am 14. April landete sie auf dem Chopin Airport von Warschau mit sieben Millionen Masken, mehreren hunderttausend Overalls und mehreren hunderttausend Helmen.