Low-Cost-Fluggesellschaften ziehen sich von Grossflughäfen zurück und Langstreckenangebote nach Übersee sind kaum noch zu finden. In diesem gemischten Umfeld behauptet sich Eurowings als Marktführer in Deutschland mit 44 Prozent Marktanteil, gefolgt von Konkurrent Ryanair mit 23 Prozent. Zusammen mit Wizz, Easyjet und Corendon vereinen die fünf Anbieter rund 95 Prozent des deutschen Low-Cost-Markts auf sich. Diese Ergebnisse stehen im nun erschienenen «Low Cost Monitor 2/2022» des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

«Die betrachteten Fluggesellschaften haben im Low-Cost-Segment 824 unterschiedliche Strecken ab Deutschland in einer Woche im Juli 2022 angeboten», sagt Studienleiter Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr in Köln. «Dies sind allerdings immer noch 116 weniger als beim Rekord im Sommer 2019 vor der Corona-Pandemie.»

Reduziertes innerdeutsches Angebot

Innerdeutsche Flugstrecken spielen insgesamt nur noch eine untergeordnete Rolle. Nachdem es im Jahr 2010 noch einen Spitzenwert von rund 120 innerdeutschen Strecken gab, folgte ein langanhaltender Rückgang. Aktuell sind noch 24 Strecken verblieben. Dieser Wert ist noch kleiner als das innerdeutsche Streckenangebot aus dem Vorjahr.

Preise steigen deutlich

«Die schwierige Lage am Markt führt dieses Jahr zu deutlich steigenden Preisen im Low-Cost-Segment», erklärt Berster. «Die ermittelte Preisspanne liegt im Herbst 2022 auf einem Niveau von rund 68 bis 119 Euro bei den Durchschnittspreisen der betrachteten Fluggesellschaften Ryanair, Easyjet, Eurowings und Wizz.» Im Herbst 2019 lag diese Spanne noch bei rund 44 bis 111 Euro.

Nach wie vor günstig für Frühbucher

Nach der aktuellen Analyse ist Wizz mit einem durchnittlichen Ticketpreis von rund 68 Euro vor Easyjet, Ryanair und Eurowings die Gesellschaft mit den preisgünstigsten Angeboten inklusive aller Steuern und Gebühren im deutschen Markt. Während der Flugendpreis für eine kurzfristige Reise am nächsten Tag mittlerweile mehr als 300 Euro betragen kann, kostet ein Flug, der erst in drei Monaten stattfindet, im Durchschnitt nur etwa 61 bis 75 Euro. Im Schnitt haben sich bei kurzfristigen Buchungen die Preise stark erhöht. Dagegen gibt es kaum Veränderungen bei den längerfristigen Vorausbuchungen.

10 Prozent unter dem Flugangebot von 2019

Insgesamt liegt das europaweite Angebot im Low-Cost-Segment noch rund zehn Prozent unter dem Flugangebot von 2019. Spanien und Grossbritannien sind jeweils mit rund 10’000 Starts pro Woche die bedeutendsten Länder für Low Cost Flüge. Dabei umfassen die Netze im Sommer 2022 rund 1200 Strecken für Spanien sowie 1300 Strecken Für Grossbritannien mit Zielen in ganz Europa, einschliesslich des nationalen Verkehrs. Das Netz Italiens umfasst sogar 1400 Strecken aber nur 8900 Flüge pro Woche, was Platz drei bedeutet. Auf den weiteren Plätzen nach angebotenen Flügen folgen Frankreich (5000 Starts) und Deutschland (4000 Starts).

Low Cost und traditioneller Linienflugbetrieb

Die Airlines gestalten ihr Low-Cost-Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich auf Kundenseite nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet. Zunehmend wird die Tendenz sich vermischender Geschäftsmodelle bei den Airlines sichtbar. Die vom DLR im Low Cost Monitor betrachteten Fluggesellschaften werden nicht aufgrund ihres Geschäftsmodells identifiziert, sondern sind solche, die eine hohe Anzahl von Angeboten im Niedrigpreissegment des Gesamtmarktes aufweisen. Typisch für das aktuell betrachtete Low-Cost-Preissegment bleiben die niedrigen Preise, ihre generelle Verfügbarkeit und die in Abhängigkeit von der Vorausbuchungsdauer grosse Spreizung zwischen dem billigsten und dem teuersten Tarif.

Oft nur ein Flugzeugmuster

Auf der Betriebsseite zeigt sich, dass Low-Cost-Fluggesellschaften auf den Punkt-zu-Punkt Verkehr setzen und dabei oftmals nur mit einem Flugzeugmuster und verschiedenen Flughäfen als Basen operieren. Im Gegensatz dazu stehen Netzwerk-Fluggesellschaften, die die gesamte Palette an Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen mit Umsteigeverkehren über ein festes Flughafen-Drehkreuz anbieten sowie Touristik-Fluggesellschaften, die eng mit Reiseveranstaltern kooperieren.

Die genannten Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Juli 2022. Auf Anfrage bietet das DLR individuelle Auswertungen des Luftverkehrsmarktes unter Auswahl einer breiten Palette an Kriterien an.