Ein erster Test von Asteoriden-Ablenkung vollzog die Raumsonde DART, die im September vor zwei Jahren gewollt mit dem Asteoriden Dimorphos kollidierte, um dessen Umlaufbahn zu verlagern, was tatsächlich gelang. Die Aufgabe der ESA-Raumsonde Hera ist nun, den damals getroffenen Asteoriden zu untersuchen. Wie sich der Asteorid mit dem Einschlag verändert hat, weiss man noch nicht. Aber dank Simulationen hat ein internationales Forscherteam einen Eindruck des Einschlags gewonnen.  Dies ermöglichte das Softwaresystem Bern Smoothed Particle Hydrodynamics (SPH), welches über zwei Jahrzehnte hinweg an der Universität Bern entwickelt wurde, um Kollisionen von Asteroiden, Kometen oder Planeten zu simulieren. 

Vom Experiment zur Technik

Die Hera-Sonde wurde am 7. Oktober mit einer Falcon-9-Rakete ab dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral ins All geschossen. Mithilfe der wissenschaftlichen Instrumente an Bord der Hauptsonde und der beiden CubeSat-Passagiere soll Hera die Wirksamkeit der Asteroidenablenkung bewerten und dazu beitragen, dass dieses grosse Experiment zu einer gut verstandenen und wiederholbaren Technik der Planetenabwehr wird.

Einsatz in Umgebung mit geringer Schwerkraft

Hera wird die erste Raumsonde sein, die ein Rendezvous mit einem binären Asteroidensystem hat. Die Sonde wird auch neue Technologien für die autonome Navigation von Raumfahrzeugen und für den Nahbereichseinsatz in Umgebungen mit geringer Schwerkraft demonstrieren.

Gemeinschaftsprojekt

Hera ist das erste Raumfahrzeug, das im Rahmen des ESA-Programms für Weltraumsicherheit entwickelt wurde. 18 europäische ESA-Mitgliedstaaten beteiligen sich daran; die japanische Raumfahrtbehörde JAXA hat eines der wissenschaftlichen Instrumente der Sonde zur Verfügung gestellt. Die weltweite Hera-Wissenschaftlergemeinschaft überschneidet sich in erheblichem Masse mit derjenigen der DART-Mission der NASA.

Zweijährige Reisephase

Nach dem Start wird Hera eine zweijährige Reisephase beginnen. Auf ein erstes Manöver im tiefen Weltraum im November 2024 folgt im März 2025 ein Vorbeiflug am Mars, der einen seltenen und spannenden Blick auf den Marsmond Deimos bietet. Ein zweites tiefes Weltraummanöver im Februar 2026 wird Hera auf die Ankunft im binären Asteroidensystem Didymos vorbereiten. Ein «impulsives Rendezvous» im Oktober 2026 wird Hera in die Nähe des Asteroidensystems bringen, um in eine Umlaufbahn einzuschwenken.