Die Betreiberin des Flughafens Grenchen, die Regionalflugplatz Jura-Grenchen AG (RFP), ist alarmiert. Im Juli 2018 seien die Flugbewegungen im Vergleich zum Vorjahresmonat von 10'000 auf 7'000 zurückgegangen – trotz Hochsaison und ausgezeichnetem Flugwetter, wie es in der Medienmitteilung heisst. Der Flughafen ortet einen Hauptgrund für den Rückgang der Bewegungen bei den häufigen Wechseln bei der Flugsicherung. In der Tat haben Betriebszeiten mit und ohne Flugsicherung, Betriebs- und Luftraumkonzepte sowie die Tatsache, dass Skyguide mit Personalengpässen kämpft, zu mehreren Änderungen des Regimes und sogar zu kurzzeitigen Schliessungen des Flughafens geführt. Dies habe die Piloten derart verunsichert, dass sie Grenchen mit steigender Tendenz nicht mehr anfliegen. Betroffen seien vor allem Trainingsflüge und auswärtige Flugschulen. Dank des schönen Wetters habe sich diese Entwicklung noch nicht signifikant auf die Instrumentenflüge der Geschäftsfliegerei ausgewirkt.
Am Flughafen Grenchen ist im Frühling 2018 zusätzlich zur Kontrollzone (CTR) und zur Radio Mandatory Zone (RMZ) eine Flight Information Zone (FIZ) eingeführt worden (siehe Video). In den ersten Tagen hat sich indes herausgestellt, dass der operationelle Betrieb noch nicht so wie vorgesehen funktioniert. Zusammen mit den betroffenen Stakeholdern ist das BAZL nun daran, die Vorgehensweise des FIZ-Betriebs weiter zu klären und zu überarbeiten.
IFR-Slots wurden massiv reduziert
Instrumentenflug ermöglicht den An- und Abflug bei schlechter Sicht und wird vor allem von der Geschäftsfliegerei angewendet, deren Flugzeuge wetterunabhängig operieren müssen. Für die Instrumentenflüge auf dem Flughafen Grenchen hat Skyguide Zeitfenster für Starts und Landungen («Slots») massiv reduziert. Dies führe dazu, dass der Flughafen bei Schlechtwetter nicht mehr bedarfsgerecht angeflogen werden könne. Betroffen sei die auswärtige Geschäftsfliegerei, für welche die Wirtschaftsregion nunmehr schlecht erreichbar werde, aber auch die heimische Geschäftsfliegerei, welche den Anschluss an das europäische Luftverkehrsnetz verliere. Einzelne Betreiber hätten deshalb dem Flughafen Grenchen bereits den Rücken gekehrt.
Der Flughafen Grenchen, so die Betreiberin, sei dank seiner überblickbaren Strukturen und seiner ausgezeichneten Anbindung an das Strassen- und Eisenbahnnetz eine geeignete Alternative für die sogenannte «kleine Geschäftsfliegerei», die wegen Überlastung der Landesflughäfen dort keinen Platz mehr findet. «Diesen Vorteil riskiert der Flughafen Grenchen wegen des Debakels bei der Flugsicherung zu verlieren, zum Nachteil der Region», bilanziert die Flughafenbetreiberin.
Regionalflugplatz Grenchen
Die Regionalflugplatz Jura-Grenchen AG betreibt den Flughafen Grenchen als eigenständige Aktiengesellschaft und Konzessionärin des Bundes. Neben der RFP sind noch 21 unabhängige Firmen auf Platz welche pro Jahr mit 212 Vollzeitstellen einen Umsatz von rund 26 Mio. CHF generieren (INFRAS-Studie 2010). Der Flughafen Grenchen gehört mit rund 80‘000 Bewegungen pro Jahr zu den wichtigsten Ausbildungsplätzen für die Schweizer Luftfahrt. So betreibt die European Flight Academy, die Flugschule der Lufthansa Group, in Grenchen einen Stützpunkt für die Grundausbildung künftiger Swiss-Piloten, ebenso gehört die Segel- und Motorfluggruppe Grenchen zu den ansässigen Flugschulen. Grenchen positioniert sich als Business Airport sowie für den Freizeit-Verkehr. Der Regionalflugplatz ist laut eigenen Angaben ein wichtiger Standortfaktor und Motor für die Wirtschaft und Industrie in der Jura-Südfuss-Region.