Die Schweiz hat sich mit dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber dem Niveau von 1990 zu halbieren. Dieses Ziel hat die Flughafen Zürich AG für sich bereits heute nahezu erfüllt und sich deshalb selbst höhere Ziele gesteckt. Bis 2050 soll die gesamte Flughafeninfrastruktur kein CO2 mehr ausstossen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist sie – trotz wirtschaftlich schwierigen Zeiten aufgrund der Corona-Pandemie – eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Synhelion eingegangen. Das 2016 gegründete Spinoff der ETH Zürich arbeitet erfolgreich an der Entwicklung von synthetischen Treibstoffen.
Grosses Potenzial dank Schweizer Entwicklung
Synhelion erforscht und entwickelt eine Technologie, um aus Luft und Sonnenlicht synthetisches Gas herzustellen. Dieses lässt sich zu Treibstoff weiterverarbeiten, der in gängigen Motoren verbrannt werden kann. Bei der Herstellung bindet der Treibstoff CO2 aus der Luft und ist damit im Gegensatz zu fossilen Kraftstoffen emissionsfrei.
Eine Herausforderung dieser erfolgsversprechenden Technologie bleibt die Produktion grosser Mengen an synthetischem Treibstoff. Zu deren Erforschung plant Synhelion eine neue Testanlage in der Schweiz. Während des Testbetriebes fällt ab ca. 2023 bereits synthetischer Treibstoff an. Mit der eben unterzeichneten Absichtserklärung sagt die Flughafen Zürich AG zu, der Synhelion die gesamte verfügbare Jahresmenge des in der Testanlage produzierten nachhaltigen Treibstoffs zu Selbstkosten abzukaufen. Diese werden in der Testphase deutlich über dem Preis von fossilem Treibstoff liegen. «Den nachhaltigen Treibstoff setzen wir in unseren eigenen Fahrzeugen und Maschinen ein. Damit können wir die Erreichung unserer Klimaziele vorantreiben», so Emanuel Fleuti, Leiter Umweltschutz der Flughafen Zürich AG. Denn trotz des zunehmenden Einsatzes von alternativen Technologien wie Elektrofahrzeuge werden im Betrieb der Flughafeninfrastruktur auch in Zukunft Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen. Mit der Bereitschaft, deutlich über dem Marktpreis liegende Treibstoffpreise zu zahlen, unterstützt die Flughafen Zürich AG die Aktivitäten von Synhelion und trägt dazu bei, dass synthetischer Treibstoff bald in grösseren Mengen verfügbar ist und der Preis mittelfristig mit jenem von fossilen Kraftstoffen konkurrenzfähig wird.
«Die Partnerschaft mit Synhelion ist für uns ein grosser Gewinn. Damit sind wir an vorderster Front dabei, wenn neue, umweltfreundliche Technologien entwickelt werden. Wir wollen jedoch nicht nur den Flughafen als Infrastruktur CO2-frei betreiben, sondern auch einen Beitrag leisten, im Luftverkehr fossile Brennstoffe schneller abzulösen und so in Zukunft klimafreundlicher zu fliegen. Denn nicht das Fliegen per se ist für den CO2-Ausstoss verantwortlich, sondern die fossilen Brennstoffe», sagt Emanuel Fleuti.
Fossiles Kerosin bis zu 100 Prozent ersetzen
Die Technologie von Synhelion zur Herstellung synthetischer Treibstoffe wird in der Luftfahrt für die Ablösung von herkömmlichem Kerosin durch Sustainable Aviation Fuels (SAF) eine Schlüsselrolle einnehmen. Denn für die bereits heute eingesetzten SAF, die grösstenteils aus rezykliertem Speiseöl und Schlachtabfällen hergestellt werden, gibt es zwar noch Rohstoffe, die Grenzen der Verfügbarkeit werden aber irgendwann erreicht sein. Stehen SAF dank Entwicklungen wie jener von Synhelion dereinst in ausreichenden Mengen zur Verfügung, können sie das fossile Kerosin im Luftverkehr bis zu 100 Prozent ersetzen. «Dieser Prozess kann beschleunigt werden. Mit der Förderung dieser Technologien können das Angebot von synthetischen Treibstoffen und die Marktfähigkeit erhöht werden», so Fleuti. Die Flughafen Zürich AG engagiert sich für beides und zählt darauf, dass die anderen Wirtschaftsteilnehmer und die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen besonders hinsichtlich der Finanzierung schaffen, damit der klimafreundliche Luftverkehr möglichst bald Realität wird. Dies könnte die Politik u.a. damit tun, indem im CO2-Gesetz eine weitestgehende Zweckbindung der Einnahmen auf die geplante Flugticketabgabe beschlossen wird.