Nach einer anspruchsvollen letzten Nacht mit Herausforderungen, wie eine labile Bisenströmung mit 45 km/h am Boden und zahlreichen aktiven militärischen Tiefflugzonen, die es zu umfahren galt, gelang es Kurt Frieden und Pascal Witprächtiger den führenden Ballon des Teams FRA-2 einzuholen und damit das Rennen für sich zu entscheiden.
Die Letzten werden die Ersten sein – und umgekehrt
Dieses Sprichwort ist treffend, um den diesjährigen Gordon Bennett Cup zusammenfassen. Frieden und Witprächtiger harrten sehr lange in der Nähe des Startgebietes im polnischen Toruń aus. Am Vormittag des Montags wiesen sie gerade einmal eine zurückgelegte Distanz von 73.40 km auf. Das bedeutete zu diesem Zeitpunkt den 15. und letzten Rang. «Wir haben es nicht eilig», kommunizierte das Team auf seinem Blog. In Deutschland regnete es an diesem Tag an verschiedenen Orten, was unter anderem das Team von Polen-1 zur vorzeitigen Landung zwang.
Auf den Fersen von FRA-2
Rund 100 km hinter dem Ballon von FRA-2 nahmen Frieden/Witprächtiger das Rennen ab Montagnacht auf. Zu diesem Zeitpunkt lag POL-3 an der Spitze, gefolgt von FRA-1 und SUI-1 mit Laurent Sciboz und Nicolas Tièche knapp dahinter auf Position 2. Der polnische und der Schweizer Ballon mussten ihr Rennen allerdings vor der französischen Grenze beenden. Noch zu Dritt bewegten sich die Ballone nun gegen die Mitte Frankreichs. Dort wurde gestern Nachmittag ein militärisch gesperrter Luftraum dem dann führenden Team von FRA-1 zum Verhängnis. Die Ausweichmanöver hatten zuviel Wasserstoff und zuviel Ballast gekostet.
Frankreich oder Schweiz
Der französische Ballon mit den Piloten, Eric Décellières und Benoit Havret fuhr nun rund 80 km voraus in die Nacht. Dass das Live-Tracking die Fahrthöhe des Schweizer Ballons nicht mehr anzeigte, erhöhte bei manchem Fan die Spannung. Immerhin waren die Geschwindigkeiten beider Ballone zu sehen. Sie fuhren zeitweise mit gegen 50 km/h. Noch vor 7.30 Uhr landete FRA-2 zwischen den Städten Cholet und Montaigu südöstlich von Nantes. Jetzt waren Frieden und Witprächtiger alleine unterwegs. Mit gegen 40 km/h ging es dem Ziel entgegen. Um 10.50 Uhr vormittags, landete das Schweizer Team nach einer zurückgelegten Strecke von 1559.68 km, 3.59 km vor FRA-2. Wie gut die beiden Schweizer Piloten ihre Fahrt eingeteilt haben, zeigt auch die Tatsache, wieviel Ballast sie für die Landung noch zur Verfügung hatten.
Auch die anderen beiden Schweizer Teams klassierten sich unter den besten 8. SUI-2 mit Laurent Sciboz und Nicolas Tièche belegen den fünften, SUI-3 mit Walter Gschwendtner und Balthasar Wicki erreichten den 8. Rang.
Den beiden Ballonpiloten Kurt Frieden und Pascal Witprächtiger wurde im Jahr 2017 von der Schweizer Stiftung Pro Aero der Anerkennungspreis für hervorragende Leistungen im Bereich der Zivilaviatik überreicht – in Anerkennung der herausragenden Erfolge im Ballonsport mit dem Gewinn des Coupe Gordon Bennett in den Jahren 2010, 2015 und 2016. Der nun vierte Sieg in diesem Jahr beweist, dass die beiden Ballonpiloten den Pro Aero-Anerkennungspreis verdientermassen erhalten haben.